Feste und Proteste: Thüringer feiern Deutsche Einheit – größere Demo in Erfurt

In Erfurt demonstrieren Hunderte für Demokratie und Vielfalt – und gegen eine AfD-Kundgebung. Derweil fordern Bundeskanzler Merz und Thüringens Ministerpräsident Voigt einen neuen Aufbruch im Land.

Mit Gottesdiensten, Konzerten und Bürgerfesten habe die Menschen in Thüringen den Tag der Deutschen Einheit gefeiert. In der Landeshauptstadt Erfurt setzten Demonstranten ein Zeichen für Demokratie und gegen Rechts. Auf Schildern und Transparenten stand etwa „Wer Vielfalt bekämpft, hat Demokratie nicht verstanden“ oder „Menschenrechte statt rechte Menschen“.

Demo gegen Rechts in Erfurt

Nach Angaben der Polizei vom frühen Abend nahmen rund 950 Menschen an der Demonstration teil, die sich gegen eine Kundgebung der AfD richtete. Die AfD-Veranstaltung besuchten nach Polizeiangaben Nachmittag rund 320 Menschen. Landespartei- und Fraktionschef Björn Höcke hielt eine Rede über seine Ansichten zu Europa und die EU. Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet.

Der zentrale Festakt zum 35. Jubiläum der Einheit fand in diesem Jahr in Saarbrücken statt, weil das Saarland den Vorsitz der Länder führt. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schwor das Land in einer Grundsatzrede zum Tag der Deutschen Einheit auf einen Neustart ein. „Nach 35 Jahren deutscher Einheit und in einer schwierigen Zeit für unser Land sollten wir uns neu sammeln und mit Zuversicht und Tatkraft nach vorn blicken“, sagte er. „Lassen Sie uns eine gemeinsame Kraftanstrengung unternehmen für eine neue Einheit in unserem Land.“

Die Menschen sollten sich Veränderungen zutrauen und sich nicht von Ängsten lähmen lassen. „Wagen wir einen neuen Aufbruch“, forderte Merz. „Erinnern wir uns an die Zuversicht, mit der unsere ostdeutschen Landsleute vor 35 Jahren ihren Aufbruch wagten.“ Positiver Geist könne Kraft freisetzen, „Pessimismus und Larmoyanz“ vergeudeten nur Energie. „Es ist unser Land.“

Voigt fordert zweiten Aufbruch 

Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt sprach mit Blick auf dem 3. Oktober von einem Tag der Zuversicht. „Die Menschen in Thüringen und im Osten haben mit Mut und Tatkraft Großes geleistet – sie haben Freiheit erkämpft und unser Land aufgebaut. Darauf können wir stolz sein“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. 

35 Jahre nach der Wiedervereinigung gehe es nicht mehr um Ost und West. „Es geht darum, gemeinsam einen zweiten Aufbruch zu wagen: für ein starkes, modernes und zukunftssicheres Deutschland“, so Voigt. Mit dem Mut und dem Zusammenhalt von damals können seiner Meinung nach auch die heutigen Probleme gelöst werden. „Deutschland ist stärker als manche glauben“, sagte er. 

Steinmeier besuchte Mödlareuth

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte am Donnerstag den als „Little Berlin“ bekannten Ort Mödlareuth an der thüringisch-bayerischen Grenze besucht. „Dieser Ort mahnt uns, das zu schützen und zu verteidigen, was wir bewahren wollen: unsere Freiheit und unsere Demokratie“, sagte Steinmeier bei seinem Besuch in dem 52-Einwohner-Dorf. Einst trennte eine Mauer den Ort, der eine Teil gehörte zur BRD, der andere zur DDR. Heute ist dort das Deutsch-Deutsche Museum angesiedelt.