Ein dänischer Zoo bittet um Haustiere als Futter für Raubtiere. In Nürnberg werden getötete Paviane verfüttert. Ist so etwas auch in Hessens Tierparks üblich?
Ein Zoo in Dänemark wirbt um die Spende von Haustieren, die dann an seine Raubtiere verfüttert werden können. Der Tiergarten Nürnberg hat aus Platzmangel zwölf Paviane getötet. Einige wurden an Löwen, Tiger, Mähnenwölfe und Buntmarder verfüttert. Das Vorgehen beider Einrichtungen sorgt derzeit für Diskussionen. Doch wie und womit füttern Zoos und Tierparks in Hessen eigentlich ihre Raubtiere? Eine Auswahl.
Opel-Zoo Kronberg
Im Opel-Zoo in Kronberg im Taunus wurden 2024 insgesamt acht Zootiere getötet und an fleischfressende Mitbewohner verfüttert. Welches Tier gefüttert wird, hängt mit der Größe des getöteten Tieres und oft auch mit Vorlieben zusammen. „Da spielt dann schon einmal die Frage „wem will man jetzt mal etwas Gutes zukommen lassen?“ mit“, sagte Uta Westerhüs, Tierärztin des Zoos. Neben dem Gepard können sich ab und an auch Hyänen, Salzkatzen oder Luchse im Opel-Zoo über die Aufmerksamkeit freuen.
Kranke oder bereits gestorbene Tiere werden laut Westerhüs grundsätzlich nicht verfüttert. Reguläre Zootiere würden nur bei Bedarf getötet werden. Heißt etwa, wenn sich ein Tier überhaupt nicht einfindet und mehrere Jahre abseits seiner Artgenossen gehalten werden müsste oder bei unheilbaren Verletzungen wie schlimmen Beinbrüchen.
Zudem züchtet der Opel-Zoo auch eigene Futtertiere: „Das sind klassischRatten, Mäuse weniger, Hühner, Meerschweinchen und Kaninchen“, sagte die Tierärztin. „Wir schaffen es nicht, unseren Fleischbedarf durch Eigenproduktion zu decken, sondern wir kaufen auch von Schlachtereien ein“, führte sie aus.
Außerdem können große Haustiere wie Pferde oder Weiderinder von Privatpersonen mitunter auf den Speiseplan kommen. Der Zoo sei im engen Austausch mit Schlachtern, die regelmäßig nachfragen, ob es Bedarf gibt.
Auch der Frankfurter Zoo entnimmt im Einzelfall Tiere aus dem eigenen Bestand, um sie zu verfüttern. Insbesondere Zwergziegen würden dafür genommen, hieß es. Ansonsten kauft der Zoo seine Futtermittel meist bei regionalen Betrieben ein.
Wildpark Alte Fasanerie Hanau
Großen Appetit auf ein leckeres Stück Fleisch haben auch einige Bewohner im Hanauer Wildpark Alte Fasanerie. Wolf, Luchs, Fuchs, Wildkatze, Waschbär, Marderhund, Dachs und Steinmarder stehen auf Fleisch und Küken. Die Fischotter werden – wie der Name schon erwarten lässt – mit Fisch gefüttert.
Bei Wolf, Luchs und Wildkatze steht ausschließlich tierische Kost auf der Speisekarte, wie Wildparkbiologin Marion Ebel erklärt. Waschbär, Marderhund, Dachs und Steinmarder bekommen zum Fleisch als Beilage noch Obst und Gemüse serviert. Beim Fischotter besteht die Nahrung zu 90 Prozent aus Fisch und zu 10 Prozent aus Rindfleisch mit Vitaminzusatz.
Greifvögel wie Uhu, Schnee-Eule und Waldkauz bekommen Küken, Mäuse und Ratten. Das Fleisch bezieht der Wildpark von zwei Spezialfirmen, die auch andere Parke und Zoos beliefern.
Tierpark Sababurg
Im Tierpark Sababurg im nordhessischen Hofgeismar können Besucher unter anderem mit Vielfraß, Wolf und Luchs Raubtiere aus nächster Nähe beobachten. Sie bekommen laut dem Leiter der Tierparkverwaltung Karl Görnhardt ausschließlich Fleisch. Erdmännchen, Waschbären, Fischotter und Greifvögel würden anteilig mit Fleisch gefüttert.
„Das Futterfleisch kaufen wir zum großen Teil über nationale Futterlieferanten an“, erklärte Görnhardt. „In ganz begrenzten Fällen werden auch Tiere aus dem Bestand verfüttert.“ Das sei etwa der Fall, wenn sich Tiere schwer verletzt hätten und nicht mehr behandelt werden könnten oder sie aus Altersgründen nicht mehr lebensfähig seien. „Dann werden sie erlöst. Wir verfüttern dann das Fleisch an unsere Fleischfresser. So bleibt es im Kreislauf.“
Ebenfalls in sehr begrenzten Fällen würden ein Schaf, eine Ziege oder manchmal auch ein Hirsch getötet, wenn die Bestände zu groß würden und die Tiere innerhalb des Netzwerkes nicht getauscht werden könnten. Sie würden dann tierschutzgerecht entnommen und als Futter für die Raubtiere genutzt.
„Bei unseren Exoten war das noch nie der Fall“, erläuterte Görnhardt. Sie hätten entweder ihr Gnadenbrot bekommen oder der Park habe sie in eine andere zoologische Einrichtung vermitteln können. „Wir haben auch schon Verhütungsmittel eingesetzt, um die Gruppen kleinzuhalten, was auch gut funktioniert hat, beispielsweise bei den Luchsen.“ Das Wolfsrudel des Tierparks bestehe bewusst nur aus männlichen Tieren, weil Nachzucht sehr schwer zu vermitteln sei.