Kunst und Kultur: Stadtschreiber und Künstler: Stipendien äußerst gefragt

Viele Thüringer Städte und Gemeinden vergeben Stipendien an Kunstschaffende. Bei diesen ist die zuverlässige Unterstützung auf Zeit sehr begehrt. Doch die Mittel sind begrenzt.

Das Interesse an Stipendien und Künstlerresidenzen von Land und Kommunen ist in Thüringen groß. „Die Nachfrage ist sehr hoch, es können im Schnitt nur etwa 20 Prozent der Anträge bewilligt werden“, fasst Andrea Karle für die Kulturstiftung des Freistaats zusammen. Auch die Städte Erfurt, Gotha, Jena, Weimar und Heilbad Heiligenstadt bestätigen eine große Nachfrage.

Probleme gibt es laut Karle vor allem aus finanzieller Sicht: Die vielen Anfragen überstiegen das Förderbudget der Kulturstiftung massiv. Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten stehe nun die Entscheidung im Raum, ob die monatliche Zuwendung angehoben werden solle, um den Lebensunterhalt der Künstler zu sichern. In der Folge könnten aber weniger Stipendiaten in den Genuss einer Förderung kommen. Auch Kommunen nennen steigende Lebenshaltungskosten und damit verbundene Mehrausgaben für ein auskömmliches Stipendium teils als Problem.

Von Glaskunst bis Stadtschreiber: Thüringens kreative Vielfalt

Der Kulturstiftung zufolge gibt es neben den jährlichen Arbeitsstipendien des Landes eine Vielzahl an anderen Angeboten. Dazu zählen etwa eine Künstlerresidenz für Holzbildhauer in Georgenthal und für Glaskünstler in Lauscha sowie ein Bildhauersymposium in Steinbach und eine Künstlerresidenz auf dem Kunsthof Niederarnsdorf (Altenburger Land). Auch der Theaterverband Thüringen und der Kunstverein Jena böten entsprechende Möglichkeiten. Im Bereich der Literatur gibt es zudem die Stadtschreiber-Formate, die unter anderem in Erfurt, Jena, Heilbad Heiligenstadt und Gotha offeriert werden.

Mit den Stipendien sollen Kunstschaffende ganz praktisch unterstützt werden. „Angesichts der prekären Situation – besonders der bildenden Künstlerinnen und Künstler – sieht sich auch Weimar in der Verantwortung, die Künstlerschaft mit entsprechenden Formaten zu unterstützen“, erklärt Mandy Plickert von der Stadtverwaltung Weimar. Bereits seit 1994 gebe es in Kooperation mit der ACC Galerie Weimar ein internationales Atelierprogramm, in dem bisher mehr als 100 Künstlerinnen und Künstler aus mehr als 40 Ländern zu Gast gewesen seien.

Raum für Recherche, Resonanz und Reputation

In Erfurt würden neben dem Stadtschreiber-Stipendium auch Stipendien für den Stadtgoldschmied und den Erfurter Kulturpreis vergeben, hieß es aus dem Rathaus. Die Stipendien werden im jährlichen Wechsel ausgeschrieben. Aktuell arbeitet in der Landeshauptstadt die Stadtgoldschmiedin Vera Siemund. In Jena gebe es vor allem für das Stadtschreiber-Stipendium sehr viele Bewerbungen, erklärt Birgit Liebold von Jenakultur. Die Nachfrage für das Stipendium im Bereich politische Bildung sei hingegen deutlich geringer. 

Die Erfahrungen der Kommunen sind bei allen befragten Städten positiv. Die Vorgaben und Leistungen ähneln sich in den meisten Formaten. In der Regel werden die Kunstschaffenden für die Dauer Ihres Aufenthalts mit einer finanziellen Unterstützung von etwa 1.000 Euro monatlich sowie einer Wohnung im Stadtgebiet gefördert. Voraussetzung ist oft, dass die Künstler für die Zeit des Stipendiums in Thüringen leben oder ihre Arbeit einen starken Bezug zu Thüringen hat. 

Die Künstler schätzten zum einen die zuverlässige Finanzierung, so Karle. Sie leiste einerseits einen Beitrag zur freien künstlerischen Entfaltung und gebe außerdem Raum dafür, Neues auszuprobieren, Techniken zu verfeinern oder sich tief in eine Recherche zu einem Thema zu begeben. Neben der finanziellen Sicherheit seien Absolventen von Stipendien auch außerhalb des eigenen Bundeslandes sehr angesehen. Für viele Künstler bedeute ein Stipendium den Sprung in eine größere Wahrnehmung. Ein Stipendium bereichere aber nicht nur den Künstler: Auch das Publikum profitiere – sowohl individuell als auch gesellschaftlich.