Arbeitszeit: Linnemann: „Life-Life-Balance“ schafft keinen Wohlstand

Die Bundesregierung wünscht sich mehr Arbeitseinsatz. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bekräftigt diesen Ansatz und äußert sich zum Verhältnis von Arbeit und Freizeit. 

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgefordert, mehr Einsatz zur Erhaltung des Wohlstands zu zeigen. „Unser Wohlstand, unsere sozialen Sicherungssysteme, aber auch die Funktionsfähigkeit unseres Landes beruhen darauf, dass wir produktiv sind“, sagte Linnemann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag. Work-Life-Balance sei nichts Verwerfliches. „Aber man hat manchmal den Eindruck, dass es nicht mehr um Work-Life-Balance geht, sondern um Life-Life-Balance“, sagte der CDU-Politiker weiter.

Carsten Linnemann: Bundesregierung will mehr Produktivität

Die neue Regierung wolle die Produktivität, etwa über die Möglichkeit einer sogenannten Aktivrente oder Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit stärken. „Letzteres ist vor allem für Familien mit Kindern oder mit pflegebedürftigen Familienangehörigen von Bedeutung – da haben wir einen Rückstand aufzuholen“, sagte Linnemann. Für junge Menschen gelte: „Es ist wichtig, erstmal eine Ausbildung zu machen und einen Beruf zu erlernen. Da müssen wir wieder hinkommen: Sich etwas selbst zu erarbeiten.“

Bürgermeinung gespalten

Laut Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD soll eine wöchentliche Höchstarbeitszeit den Acht-Stunden-Tag ablösen. Die deutsche Bevölkerung ist in Bezug auf die Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos vom Freitag gespalten: 46 Prozent der Bevölkerung sind demnach für eine wöchentliche Höchstarbeitszeit anstelle der bislang geltenden täglich.

Die Skepsis vieler Bürgerinnen und Bürger gegenüber Arbeitszeitveränderungen kommt nicht von ungefähr. Denn ihr tägliches Erleben entspricht wohl nicht durchweg Linnemanns Life-Life-Eindruck. Zwar ist die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland etwas geringer als in dem ein oder anderen Industrieland. Doch dabei handelt es sich nicht zuletzt um Effekte wie diesen: Insbesondere Frauen sind hierzulande teilzeitbeschäftigt. Die derzeitige Gesamtzahl der Erwerbstätigen war in der Bundesrepublik noch nie höher als heute. Auch die Zahl geleisteter Überstunden ist gewaltig: mehr als eine Milliarde jährlich, davon rund die Hälfte unbezahlt.