GMT-Uhren mit zweiter Zeitzone sind beliebt, sie gelten als Überflieger der Branche. Einst verhalfen Piloten ihnen zum Kult. Eine Übersicht der schönsten Modelle.
Hans Wilsdorf hatte Anfang der 1950er-Jahre eine Idee: Um einen Großauftrag der aufstrebenden Fluggesellschaft Pan American World Airways (Pan Am) an Land zu ziehen, entwickelte der Gründer der Uhrenmarke Rolex ein Modell, welches das Fliegen durch mehrere Zeitzonen vereinfachen sollte. Wie wäre es, so sein Gedanke, wenn Piloten mit nur einem Blick aufs Zifferblatt erkennen könnten, wie spät es am Ziel- und auch am Heimatort ist?
Das Handy nach einem Flug anzuschalten und nach wenigen Sekunden im richtigen Funknetz zu sein – so weit war man damals noch lange nicht. Zwar gab es Reiseuhren, doch das Zeitablesen mit ihnen war kompliziert, etwa auf Patek Philippes erstem Worldtimer „515 HU“, den die Marke 1937 mit dem Uhrentüftler Louis Cottier entwickelt hatte. Neben der Zeit zeigte das Zifferblatt 24 Zeitzonen samt verschiedener Städtenamen an. Doch für Piloten glich das Modell eher einem Salat aus Zahlen und Buchstaben. Und teuer war es obendrein.
Dank Pan Am wurde das Rolex-Modell „GMT-Master“ zum Überflieger
Wilsdorf schwebte ein kommerzielles Modell vor. Es sollte sich an der Zeitangabe GMT, also der Greenwich Mean Time, orientieren, einen zweiten Stundenzeiger haben, ebenso eine Lünette (eine Umrandung des Zifferblatts) mit 24-Stunden-Angabe besitzen, die farblich unterteilt ist in Rot für den Tag und Blau für die Nacht. Wilsdorfs Entwurf überzeugte Pan Am und ging ab 1955 in Serie.
Für Rolex wurde die „GMT-Master“ zum Überflieger. Denn nicht nur Piloten wollten die Uhr fortan tragen, sondern auch immer mehr Jetset-Kunden und solche, die es gern gewesen wären.
Heute, 70 Jahre später, gibt es das Rolex-Modell noch immer. Es ist eine der begehrtesten und meistkopierten Uhren der Welt. Verändert hat sie sich kaum, nur heißt sie seit einer technischen Überarbeitung 1982 „GMT-Master II“. Aktuelles Preisschild: rund 11.000 Euro.
Batman, Sprite, Pepsi: So lauten die Spitznamen mancher Rolex-Modelle
Doch da Rolex oft neue Lünettenfarben zusammenbringt, verselbstständigten sich ihre Spitznamen. So heißt die Uhr mit einem Drehring in Schwarzblau „Batman“, in Schwarzgrün „Sprite“. Der Klassiker in Rotblau heißt aber nicht etwa „Pan Am„, sondern „Pepsi“.
Manche Uhrensammler halten heute aber auch nach Modellen Ausschau, die eher unter dem Radar fliegen. Es muss nicht immer Rolex sein: Da gibt es etwa die „Spirit Zulu Time“ von Longines. Sie wurde 1925 entwickelt, laut Hersteller soll es die erste Armbanduhr mit zwei Zeitzonen gewesen sein. Zum 100. Geburtstag lanciert die Marke ein Modell mit Glasboden und roségoldener Lünette. Der Preis: 4500 Euro.
Etwas günstiger (3940 Euro) und überraschend bunt zeigt sich die „Club Sport Neomatik Worldtimer“ von Nomos. Die erste Weltzeituhr der Marke aus Glashütte gibt es in sechs Farbkombinationen. Jede verspricht gute Laune, egal, in welcher Zeitzone.