Thorsten Frei war schon in der Opposition einer der engsten Vertrauten von Friedrich Merz. In der Regierung soll er seinem Chef als Strippenzieher ins Kanzleramt folgen.
Im politischen Berlin pflegt Thorsten Frei seinen ganz eigenen Stil: Seine Freundlichkeit scheint fast unverwüstlich. Dem CDU-Politiker aus dem Schwarzwald fehlt jene Ruppigkeit, die dieser Tage so oft die politische Auseinandersetzung im Bund prägt.
Seiner Karriere hat das nicht geschadet: In der neuen Bundesregierung wird Thorsten Frei einer der mächtigsten Männer hinter den Kulissen sein: Friedrich Merz holt den 51-Jährigen als Chef in sein Kanzleramt – und vertraut ihm damit die Schaltstelle der Macht an.
Thorsten Frei ist einer der engsten Vertrauten von Merz
Hinter Freis Sanftmütigkeit verbirgt sich eine gewisse politische Härte. Die innere Sicherheit und die Begrenzung der Migration zählen zu den Kernthemen des Innenexperten, der als Sohn eines Polizisten in Südbaden aufgewachsen ist.
Bislang war Frei Parlamentsgeschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag und fungierte damit geräuschlos und effizient als Scharnier zwischen der CDU-Parteiführung und den Abgeordneten der Fraktion.
In diesem Amt entwickelte er sich zu einem der engsten Vertrauten des künftigen Kanzlers Merz. Als Minister leitet Frei künftig das Kanzleramt – eine Bundesbehörde mit rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wo die Politik der gesamten Bundesregierung gesteuert und koordiniert wird.
Rückbesinnung auf konservative Positionen
Frei übernimmt damit ein Amt mit einem komplexen Aufgabenprofil. „In der täglichen Arbeit erweist sich der Kanzleramtschef als machtvolles Alter Ego des Bundeskanzlers hinter der politischen Bühne, als Koordinator vielfältiger Regierungsprozesse und als Problemlöser bei Konflikten zwischen den Ressorts“: So beschreibt der Politikprofessor Stephan Bröchler von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin die Aufgaben eines Kanzleramtsministers.
Thorsten Frei als „Alter Ego“ von Friedrich Merz: Als Merz 2022 nach jahrelanger Abwesenheit von der aktiven Politik die Führung von Partei und Fraktion übernahm, wurde Frei rasch zu seiner rechten Hand. Der Wunsch nach Rückbesinnung auf konservativere CDU-Positionen nach den liberalen Merkel-Jahren einte die beiden Christdemokraten.
Harter Kurs in Sicherheits- und Migrationsfragen
Frei steht für einen harten Kurs in der Sicherheits- und Migrationspolitik. Im vergangenen Jahr stieß Frei auch manchen in der eigenen Partei vor den Kopf, als er die Abschaffung des individuellen Rechts auf Asyl ins Spiel brachte – und damit ein im Grundgesetz verankertes Recht infrage stellte.
Kritiker sehen in ihm einen rechten Scharfmacher in bürgerlichem Gewand. „Thorsten Frei ist ein führender Merzianer und Schrittmacher der konservativen Wende in der Union“, sagt Linken-Parteichef Jan van Aken der Nachrichtenagentur AFP. „Mit einer restriktiveren Migrationspolitik, einer Arbeitspflicht für Bürgergeld-Empfänger und einer klaren Abschottungslinie verfolgt er konsequente, aber höchst streitbare Positionen.“
Das Thema innere Sicherheit wurde Frei fast in die Wiege gelegt. Sein Vater war als Polizist in den 1970-er Jahren zeitweise für den Personenschutz des damaligen Generalbundesanwalts Kurt Rebmann zuständig – in der Hochphase des linksextremistischen RAF-Terrors. „Angriffe auf die Polizei, das waren für mich Angriffe auf meinen Vater“, sagte Frei einmal der „Zeit“.
Aus Baden-Württemberg ins Kanzleramt
Sein politisches Handwerk lernte Frei in der Kommunalpolitik. Bereits mit Anfang 30 wurde er Oberbürgermeister der baden-württembergischen Stadt Donaueschingen. 2013 wechselte er in den Bundestag – Kuckucksuhr und Kruzifix erinnern im Büro des katholischen Politikers an die Heimat. Familienvater, Frühaufsteher, McDonald’s-Fan, Hundefreund und Gassigeher – so präsentiert sich Frei auf seinem Instagram-Account.
Nach außen hin machte sich der wortgewandte Jurist durch Fernsehauftritte bekannt: Stets adrett gestylt, profilierte sich Frei als eine Art Cheferklärer christdemokratischer Positionen – gerade auch in den vergangenen Wochen, als die Kehrtwende der CDU in der Schuldenpolitik auch viele an der eigenen Basis irritierte. Freis öffentliche Präsenz dürfte nun aber geringer werden, denn Kanzleramtsminister agieren klassischerweise als Strippenzieher im Hintergrund – machtvoll, aber diskret.