So etwas wie die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal mit 135 Toten soll sich nicht wiederholen. Deshalb hat Rheinland-Pfalz den Katastrophenschutz neu aufgestellt. Dazu gehört auch ein Warntag.
Schriller Alarmton und ein Warntext auf dem Handy, Sirenen und Lautsprecherdurchsagen: Rheinland-Pfalz organisiert am Donnerstag (13. März) erstmals einen landesweiten Warntag. Ziel ist es, die Systeme zu testen, die Bevölkerung für Warnmeldungen zu sensibilisieren und die Abläufe im neuen Lagezentrum Bevölkerungsschutz in Koblenz zu erproben, wie das Innenministerium in Mainz mitteilt.
Um 10.00 Uhr schrillt der Alarm auf Millionen Handys
Die Warnung wird um 10.00 Uhr über das Modulare Warnsystem (Mowas) im neuen Lagezentrum in Koblenz ausgelöst. Daran hängen unter anderem der Mobilfunkdienst Cell Broadcast sowie die Warn-Apps Katwarn und Nina, aber auch Radio und Fernsehen.
Die Warntechnik Cell Broadcast ist seit rund zwei Jahren bundesweit im Einsatz. Damit sollen mehr Menschen Warnungen vor Unwetter, Feuer, Flut und anderen Katastrophen erhalten. Etwa auch, wenn der Notruf 112 flächendeckend ausfällt. Die Nutzer erhalten auf ihren Handys einen Warntext, und es gibt einen lauten Ton.
Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind – daher der Name „Cell Broadcast“. Eine extra App ist also nicht notwendig. Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit insgesamt mehr als 180 Toten.
Lautsprecherdurchsagen und Sirenen in vielen Kommunen
Die Kommunen können den Warntag unterstützen, mit Sirenen, Lautsprecherdurchsagen, mobilen Lautsprechern oder Anzeigetafeln an den Haltestellen von Bus und Bahn. Mit dabei sind die Gemeinden an der Ahr. Sie werden die nach der Flutkatastrophe installierten digitalen Sirenen auslösen, wie der Kreis ankündigte.
Gleichzeitig mit Rheinland-Pfalz testen auch Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen ihre Warnsysteme, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Mainz sagte.
Bundesweiter Warntag ist erst wieder im September
Der bundesweite Warntag ist in der Regel am zweiten Donnerstag im September – und eine Stunde später (11.00 Uhr). Zuletzt hatte das Innenministerium im September 2024 danach eine positive Bilanz gezogen. Allerdings habe nicht jedes Warnmittel aus dem Mix jeden erreicht.
Beim bundesweiten Warntag löse das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Mowas aus. Daher gebe es zusätzlich noch den landesweiten Warntag, bei dem eine Landeseinrichtung den Alarm auslöst, erläuterte der Ministeriumssprecher. 2026 solle getestet werden, wie es läuft, wenn die Kommunen Mowas auslösen, also die integrierten Leitstellen.
Arbeiten im Ernstfall alle zusammen?
Der landesweite Warntag verfolge drei zentrale Ziele, so das Innenministerium. „Zum einen soll die technische Warninfrastruktur einer Belastungsprobe unterzogen werden, um ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen.“ Getestet wird auch das Zusammenspiel der verschiedenen vorhandenen Warnmittel. So soll sichergestellt werden, dass sie im Ernstfall reibungslos zusammenarbeiten.
Es geht aber auch um eine Sensibilisierung der Bevölkerung für Warnmeldungen. „Wer mit den Abläufen einer Warnung vertraut ist, kann in einer tatsächlichen Gefahrenlage besser und angemessener reagieren“, sagte der Sprecher des Innenministeriums. Das stärke wiederum die eigenen Selbstschutzfertigkeiten.
Die Bevölkerung muss sensibilisiert werden und üben
Wichtig sei es auch, Nachbarn über eine Warnung zu informieren, insbesondere, wenn diese kein Handy besitzen oder nur eingeschränkt mobil sind. „Es sollen möglichst viele Menschen erreicht werden.“
Im von der Flut verwüsteten Ahrtal wurden als eine Folge der unzureichenden Warnungen neue elektronische Sirenen installiert. Gut ein Jahr nach der tödlichen Flut war das neue Netz fertig: 85 Anlagen auf Dächern und Masten können einheitlich auf Knopfdruck aktiviert werden.
Auch andere Kommunen haben ihr Sirenen-System erneuert. Seit 2021 seien in Rheinland-Pfalz 660 Sirenen in Betrieb gegangen, neu gebaut oder ertüchtigt, sagt der Ministeriumssprecher.
Warntag gehört zur Neuaufstellung des Katastrophenschutzes
Die Ampel-Regierung hat nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 den Katastrophenschutz neu aufgestellt. Dazu gehört das neue Lagezentrum Bevölkerungsschutz, das Anfang Dezember 2024 offiziell in Betrieb genommen wurde und bald rund um die Uhr besetzt sein soll.
Damit soll das Land jederzeit einen Überblick haben und handlungsfähig sein. Es ist aber auch Ansprechpartner und Ratgeber für die Kommunen und soll im Ernstfall auch die Kommunikation mit anderen Bundesländern, dem Bund und anderen Staaten übernehmen.