Zivilcourage: Spanische Stadt „adoptiert“ mutige Migranten aus dem Senegal

In Spanien waren zwei Migranten die einzigen, die sich einem brutalen Angriff in der Stadt A Coruña entgegensetzten. Sie riskierten dabei nicht nur ihre Gesundheit.

Ibrahima Diack und Magatte N’Diaye standen im Juli 2021 eher zufällig vor einem Nachtclub in der spanischen Stadt A Coruña, als sie Zeugen eines brutalen Übergriffs wurden. Ein 24-Jähriger wurde von einer Gruppe Männer zusammengeschlagen. Die umstehenden Menschen schauten weg oder – fast noch schlimmer – filmten die Tat mit dem Handy.

Diack und N’Diaye, zwei Migranten aus dem Senegal, waren die einzigen, die in dieser Situation Zivilcourage zeigten und dazwischengingen. Leider vergeblich: Das Opfer erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Fast vier Jahre später wurden die beiden jungen Männer für ihren Mut geehrt. Ihnen wurde offiziell der Titel „Adoptivsöhne der Stadt“ verliehen.

Homophober Angriff schockierte ganz Spanien

Diese Auszeichnung vergeben Städte in Spanien an Menschen, die nicht in der jeweiligen Stadt geboren sind. Die Ehrung wird für Verdienste in Bereichen wie Kultur, Wissenschaft, Soziales oder Wirtschaft ausgesprochen. Die Stadt leide immer noch unter der brutalen Tat, man wolle aber „zwei bewundernswerten Persönlichkeiten“ Tribut zollen, betonte Bürgermeisterin Inés Rey.

Diack und N’Diaye hätten „aus purer Uneigennützigkeit“ gehandelt, so die Politikerin bei der Verleihung: „Dass zwei Migranten ohne Aufenthaltspapiere die einzigen waren, die sich körperlich in Gefahr begaben, um dem Opfer eines schrecklichen Mobs zu helfen, sollte uns nachdenklich machen.“ Rey bedankte sich bei den Männern für ihr vorbildhaftes Verhalten. Beide hielten sich damals illegal in Spanien auf und liefen Gefahr, abgeschoben zu werden, wenn die Behörden auf sie aufmerksam würden. Sie hätten „alles zu verlieren gehabt“ und dennoch eingegriffen, sagte Iné Rey anerkennend.

Die Tat hatte einen homophoben Hintergrund, der Fall sorgte damals im ganzen Land für Entsetzen. Vier Männer wurden wegen Mordes zu Haftstrafen zwischen zehn und 24 Jahren verurteilt. Diack und N’Diaye, die auch im Prozess als Zeugen auftraten, möchten ihr Handeln nicht an die große Glocke hängen. „Wir sind keine Helden, wir haben nur das getan, was wir tun mussten“, erklärte Magatte N’Diaye.

Quellen: Concello da Coruña, BBC