Manchmal sind wir respektlos, ohne es zu merken − oder ohne, dass es unserem Gegenüber direkt auffällt. Welche Verhaltensweisen das sein können, verrät der stern.
Auf den ersten Blick wirkt eine Freundschaft oder ein Miteinander vielleicht recht positiv − wenn man darüber nachdenkt, sind manche Verhaltensweisen von einem selbst oder vom Gegenüber vielleicht aber kritischer als zuerst angenommen. Welches Verhalten respektlos wirken kann, verrät der stern nachfolgend.
1. Zu spät kommen
Es kann etwas verpeilt rüberkommen oder man denkt: Ach, die Person kommt ständig zu spät, das kenne ich schon − und kann darüber lachen. Aber wenn jemand ständig zu Verabredungen zu spät kommt und sich nicht entschuldigt, dass man die andere Person hat warten lassen oder es als selbstverständlich ansieht, handelt man nicht unbedingt respektvoll. Schließlich weiß man, dass man früher losgehen sollte, wenn man zu Unpünktlichkeit neigt. Bei einem respektvollen Miteinander respektiert man auch die Zeit der anderen Person und sieht es nicht als selbstverständlich an, dass man das Warten in Kauf nimmt. Das gilt auch für häufige spontane Absagen.
2. Nicht richtig zuhören
Ein weiteres Zeichen für ein weniger respektvolles Miteinander als es manchmal scheint ist es, wenn man selbst oder das Gegenüber nicht richtig zuhört. Klar, aufs Smartphone zu schauen und parallel Nachrichten zu beantworten, wegzusehen oder plötzlich zu telefonieren sind offensichtliche Verhaltensweisen, die von fehlendem Respekt und Unhöflichkeit zeugen. Aber auch fehlende Nachfragen, schnelle Überleitungen zu einem anderen Gespräch ohne Reaktionen auf das Gesagte oder späteres Vergessen des Gesagten können auf die andere Person respektlos wirken und für Desinteresse sprechen − ein meist unangenehmes Gefühl.
3. Ständig unterbrechen
Noch schlimmer als der oben benannte Aspekt ist es, wenn jemand ständig sein Gegenüber − ob Freund, Freundin, Arbeitskollegin oder -kollege oder auch Partner oder Partnerin − unterbricht. Ab und zu kann es bei einem angeregten Gespräch passieren, dass man den eigenen Punkt nicht zurückhalten kann. Aber wenn es ständig passiert und man selbst oder der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin die Gedanken nicht zu Ende führen kann, kann das als respektlos aufgefasst werden. Schließlich vermittelt es fehlendes Interesse am Gesagten und den Gedanken.
4. Alles auf sich selbst beziehen
Ein anderer Aspekt, der häufig unbewusst passiert und manchmal subtil ist, ist, wenn sich das Gespräch ständig nur auf die eine Gesprächsseite bezieht. Alles Gesagte wird von der anderen Person immer auf sich selbst gedreht oder bezogen, sodass Gespräche häufig einseitig werden. Auch wenn das nicht böse gemeint sein kann, fehlt es am Ende doch an Raum für die andere Person − und manchmal dann auch an Respekt für ihre Seite der Geschichten.
5. Mögliche Grenzen missachten
Beim Treffen gibt es eine Umarmung, beim Zeigen von Fotos auf dem Handy wird direkt auf die nächsten Fotos gewischt und während der Arbeitszeit gibt’s ständig Anrufe: Was manchmal als Gesten der Zuneigung oder des Vertrauens gemeint ist, kann auf eine Person manchmal grenzüberschreitend und gar respektlos wirken. Körperliche Nähe und spontane Aktionen werden nicht von jedem Menschen als positiv empfunden und können viel mehr als übergriffig angesehen werden. Bei einem Miteinander ist es oft hilfreich, über Grenzen zu sprechen und diese im Nachhinein einzuhalten, wenn sie ausgesprochen wurden. Auch Gefühle sollten −, auch wenn man sie selbst vielleicht nicht nachvollziehen kann − immer ernst genommen und respektiert und niemals abgesprochen werden.
Wer sich in einem Miteinander − ob in einer Freundschaft, Beziehung oder beruflichem Kontext − respektlos behandelt fühlt, sollte Experten und Expertinnen zu folge stets zuerst das Gespräch suchen. Sollte sich am Verhalten danach nichts ändern, ist es gesund, auf Abstand zu gehen, wenn das Verhalten Sie belastet. Sind Sie selbst die Person, die manchmal als respektlos empfunden wird, hilft es, sich selbst in Ruhe zu reflektieren und zu überlegen, woher das Verhalten kommt und ob man es ändern kann und möchte. Hilfreiche Bücher auf diesem Wege können etwa folgende sein:
„Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein“ von René Borbonus„Respekt: Wie wir durch Empathie und wertschätzende Kommunikation im Leben gewinnen“ von Helmut Ebert und Sven Pastoors
Manchmal sind wir respektlos, ohne es zu merken oder sein zu wollen. Etwa, weil wir die andere Person als selbstverständlich ansehen oder uns bisher noch nicht gespiegelt wurde, wie unser Verhalten wirken kann. Es hilft laut Expertinnen und Experten, sich selbst und auch Freundschaften und Beziehungen stets zu reflektieren und es zu besprechen, wenn sich Verhaltensweisen eingeschlichen haben, die der Dynamik schaden können.
Quellen: Coaching & Therapie Britta Hochheimer / „Lebendige Rhetorik“