Mit zwölf Jahren wurde Ingeburg Geißler nach Theresienstadt deportiert. Sammelstelle für den Abtransport war ein Gebäude des heutigen Thüringer Landtages, wo sie nun ihre Geschichte erzählte.
Die Shoah-Überlebende Ingeburg Geißler hat bei einer Gedenkveranstaltung für Opfer des Nationalsozialismus im Thüringer Landtag ein Eintreten gegen Rechtsradikalismus gefordert. „Wir alle tragen Verantwortung und müssen die Stimme gegen rechtsradikales Gedankengut erheben“, sagte die 92-Jährige im Parlament. Man dürfe nicht zulassen, dass Antisemitismus und Fremdenhass etwa in den sozialen Medien verbreitet werden. Die Millionen Opfer des Faschismus seien nicht vergessen. „Sie leben in unserem Herzen fort“, sagte sie.
Geißler wurde 1932 als Kind eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter in Erfurt geboren. Ihre Familie wanderte 1933 zunächst nach Palästina aus, kehrte jedoch später nach Deutschland zurück. Am 31. Januar 1945 wurde sie im Alter von zwölf Jahren nach Theresienstadt deportiert. Damals befand sich die Sammelstelle der Gestapo im heutigen Abgeordnetengebäude des Thüringer Landtags.
Es sei Ironie des Schicksals, dass sie heute in jedem Gebäude sprechen könne, in das sie abgeliefert worden sei, sagte Geißler. „Es ist für mich eine Genugtuung als Überlebende und freier Mensch hier auftreten zu können“, sagte sie.
Ingeburg Geißler kehrte nach der Befreiung des Konzentrationslagers Theresienstadt im Mai 1945 nach Erfurt zurück und machte in Thüringen ihr Abitur. Später studierte sie Jura in Berlin, wo sie bis heute lebt.