Ob Besuch im Restaurant oder Reparatur in der Kfz-Werkstätte: Dienstleistungen haben im vergangenen Jahr am stärksten zum Anstieg der Verbraucherpreise beigetragen. Die Inflationsrate insgesamt fiel aber mit 2,2 Prozent deutlich moderater aus als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte und eine erste Schätzung bestätigte. Zum Jahresende zog sie dabei kräftig an und erreichte 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 waren die Preise nicht nur in Deutschland kräftig gestiegen. 2022 betrug die Inflationsrate 6,9 Prozent, 2023 immer noch 5,9 Prozent. Vor allem die Energiepreise waren 2022 enorm gestiegen: um fast 30 Prozent im Vorjahresvergleich. 2023 kletterten sie erneut um 5,3 Prozent.
Im vergangenen Jahr nun verbilligten sich die Preise für Energieprodukte um 3,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Strom kostete 6,4 Prozent weniger, leichtes Heizöl war 3,9 Prozent günstiger, Erdgas 3,5 Prozent und Benzin und Diesel 3,2 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Jahresteuerungsrate bei 2,9 Prozent gelegen, wie die Statistiker betonten.
Dienstleistungen dagegen wurden überdurchschnittlich teurer: Die Preise stiegen um 3,8 Prozent. Übers Jahr verteuerten sich insbesondere Versicherungen (13,2 Prozent). Dienstleistungen in der Gastronomie legten um 6,8 Prozent zu, in Autowerkstätten um 6,1 Prozent.
Für Nahrungsmittel zahlten die Verbraucherinnen und Verbraucher im vergangenen Jahr 1,4 Prozent mehr als 2023. Spürbar teurer waren etwa Speiseöle, Zucker und alkoholfreie Getränke. Molkereiprodukte und Gemüse hingegen waren günstiger.
Ohne die schwankungsanfälligen Bereiche Energie und Nahrungsmittel lag die Jahresteuerungsrate bei 3,0 Prozent. „Im Vergleich zu den beiden Vorjahren hat sich dieser Wert abgeschwächt, er liegt damit aber weiterhin deutlich über der Gesamtteuerung“, erklärten die Statistiker. Dies verdeutliche, dass die Teuerung in anderen Güterbereichen im Jahresdurchschnitt 2024 weiterhin hoch war.
Zum Jahresende zog die Inflation auf 2,6 Prozent an – das waren 0,4 Prozentpunkte mehr als im November. Besonders stark stiegen auch im Dezember die Preise für Dienstleistungen.
Experten erwarten, dass die Inflationsrate auch im Januar vergleichsweise hoch bleiben wird – etwa weil das Deutschlandticket und Autoversicherungen deutlich teurer geworden sind. Das Münchner Ifo-Institut erwartet, dass sich die Inflationsrate in den kommenden Monaten „bei etwa 2,5 Prozent einpendeln“ dürfte.
Das Institut befragt monatlich Unternehmen nach ihren Preiserwartungen. Der entsprechende Index stieg im Dezember auf den höchsten Wert seit April 2023, weil zuletzt mehr Unternehmen planten, in den kommenden Monaten ihre Preise zu erhöhen.
Die Geldpolitik-Expertin des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Silke Tobler, erwartet eine Normalisierung der Inflationsdynamik im laufenden Jahr. „Die Dienstleistungspreise werden weniger stark steigen, insbesondere weil sich die aufholende Lohnentwicklung abschwächt, die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Speisen in Gaststätten keine Rolle mehr spielt und die massiven Preissteigerungen bei einzelnen Dienstleistungen auslaufen“, erläuterte sie.