Der Klimawandel mit Trockenheit und Hitze setzt den Wäldern zu. Deshalb wird immer mehr getestet, ob sich auch neue Baumarten im Forst wohlfühlen und so für mehr Widerstandskraft der Wälder sorgen.
In den Wuchshüllen aus Holz befinden sich kleine Pflanzen von der Maulbeere und dem Baumhasel. An einer anderen Stelle im Revier Vorholz von Joscha Erbes stehen in einem Dreiecksgatter aus Holz kleine Esskastanien und Tulpenbaum-Pflanzen. „Wir brauchen eine Mischung der Baumarten, um den Wald gegen den Klimawandel und vor Schäden zu schützen“, berichtet der Revierleiter. „Dafür testen wir.“
Im Revier Vorholz, das zum Forstamtsbezirk Rheinhessen gehört, sind 40 Prozent der Bäume Eichen und 30 Prozent Buchen. Die restlichen 30 Prozent des Baumbestands sind ein bunter Mix. Insgesamt 44 unterschiedliche Baumarten gibt es in dem rund 1500 Hektar großen Revier, das in der Nähe von Alzey liegt.
Die Mischung macht’s
Je mehr unterschiedliche Baumarten im Wald zu finden sind, desto besser sei das für den Erhalt des Bestands, betont der studierte Förster. In früheren Jahren sei die Anpflanzung der Bäume schematischer erfolgt, viele gleiche klassische Arten nebeneinander. Die heimischen Baumarten werden auch in Zukunft die Basis für den Bestand bilden. Der Wald müsse aber breiter aufgestellt werden. „Wir müssen uns an den Wald anpassen und schauen, was sich wie entwickelt.“
Zur nötigen Veränderung gehört nach Einschätzung des Experten auch eine sogenannte vertikale Mischung des Waldes, um so die Widerstandskraft zu erhöhen. Das bedeutet, dass Bäume unterschiedlichsten Alters und damit auch verschiedener Dichte und Größe beieinander stehen. Eine seiner wichtigsten Aufgaben im Revier sei daher auch, für die richtige Lichtsteuerung zu sorgen, erklärt Joscha Erbes.
Das richtige Licht ist wichtig
Eine Roteiche benötige etwa viel Licht, eine Buche dagegen weniger, sorge aber für sehr viel Schatten durch ihre vielen und eng stehenden Blätter. Bäume zu fällen, um für mehr Licht zum Wachstum zu sorgen, stehe somit an vorderster Stelle für den Walderhalt. Die Zahl der gepflanzten neuen und alternativen Bäume sei dagegen verhältnismäßig gering: 600 waren es in diesem Winter, berichtet Förster Erbes. Rund 20 Tests mit alternativen Baumarten gebe es.
Der 36-Jährige setzt bei den Vorhaben für eine größere Widerstandskraft für den Wald auch auf einen Generationswechsel unter den Förstern. Immer mehr werde gesehen, dass es in Zukunft mehr um den Walderhalt als die Wirtschaftlichkeit des Forstes gehen müsse.
Es geht um die nächsten Jahrzehnte
Bei den Planungen gehe es jedoch nicht um einen Zeitraum von Jahren, sondern Jahrzehnten: Bei optimalen Bedingungen wachse eine Esskastanie etwa einen Meter pro Jahr, sagt der Revierleiter als Beispiel. Etwa 30 bis 40 Meter wird der Baum in seiner Endhöhe.
Dass die Hinwendung zu mehr alternativen Bauarten und einer größeren Mischung im Forst ein langfristiger Prozess ist, weiß auch Klimaschutzministerin Katrin Eder. Der Wald sei naturnäher und vielfältiger geworden und habe in den vergangenen zehn Jahren mehr CO2 gebunden als freigesetzt wurde, berichtete die Grünen-Politikerin bei der Präsentation des Waldzustandsberichts für das Jahr 2024.
Jeder zweite Baum in den Wäldern hat deutliche Schäden
Es gebe mittlerweile einen Mischwaldanteil von 86 Prozent. Der Anteil von mehrschichtigen Wäldern habe sich von 61 auf 81 Prozent erhöht. Rund 96 Prozent der vorhandenen jungen Bäume wurden nach Angaben der Ministerin nicht gepflanzt, sondern stammten aus Samen von den vorhandenen Bäumen.
Der Bericht für das vergangene Jahr beinhaltet jedoch auch besorgniserregende Ergebnisse: Jeder zweite Baum in den rheinland-pfälzischen Wäldern hat deutliche Schäden. Das ist der höchste erhobene Wert seit den vergangenen 40 Jahren.
Mit knapp 43 Prozent als waldreichstes Bundesland
Insgesamt über 87 Prozent der Bäume sind dem Bericht zufolge geschädigt. Bei der Eiche und der Buche, die neben Fichte und Kiefer zu den häufigsten Baumarten in den Wäldern von Rheinland-Pfalz zählen, wurde eine deutliche Verschlechterung des Kronenzustands festgestellt.
Rheinland-Pfalz gilt mit knapp 43 Prozent als das waldreichste Bundesland. Für den Waldzustandsbericht waren im Land insgesamt 3624 Bäume in 151 Wäldern stichprobenartig auf ihren Gesundheitszustand begutachtet worden. Seit dem Jahr 1984 wird der Waldzustandsbericht jährlich erstellt.