Der Anschlag von Magdeburg findet in vielen Predigten zu Weihnachten Platz. Die Geistlichen versuchen, auch Hoffnungsvolles zu finden.
Angesichts vieler Krisen in der Welt und des Anschlags in Magdeburg haben die Bischöfe und Geistlichen bei ihren Predigten am ersten Weihnachtsfeiertag zu Mitgefühl und Liebe aufgerufen. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte mit Blick auf den tödlichen Anschlag laut Mitteilung, die Frage nach dem Ursprung des Bösen und danach, was Menschen dazu verleite, anderen Böses anzutun, werde sich wohl nie zufriedenstellend beantworten lassen. Nach christlicher Überzeugung stehe das „bedrängende Geheimnis des Bösen“ aber nicht gleichrangig neben dem „Geheimnis der Liebe“.
Kohlgraf: „Ohnmacht und Sprachlosigkeit“
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief in seiner Weihnachtspredigt zu Mitgefühl auf. „Heute können wir nicht Gottesdienst feiern, ohne das Leid der Menschen in unser Gebet mitzunehmen, der Menschen in Magdeburg, in der Ukraine, in Gaza und vielen Orten dieser Erde“, sagte Kohlgraf während des Pontifikalamts im Dom.
Die Gewaltbereitschaft von Menschen mache sprachlos. „Auch ich spüre bei der Vorbereitung dieser Predigt ein großes Maß an Ohnmacht und Sprachlosigkeit.“ Er habe sich aber schon immer damit schwergetan, Weihnachten nur mit Fröhlichkeit in Verbindung zu bringen. Auch Weihnachten könne keine einfache Antwort geben auf den Anschlag in Magdeburg, auf die Situation in der Ukraine oder im Heiligen Land. „Aber Weihnachten und seine Botschaft müssen doch in der Lage sein, mit den Fragen ins Gespräch zu gehen, die sich aus der aktuellen Situation ergeben.“
Bätzing warnt vor Abgrenzung
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, warnte in seiner Weihnachtspredigt vor dem Rückzug in abgeschottete „Eigenwelten“. Nicht wenige versuchten heute, „sich aus anstrengenden Debatten in ihre Blasen und Sonderwelten“ zurückzuziehen, sagte Bätzing am Mittwoch im Limburger Dom nach vorab verbreitetem Redetext. „Parolen wie die einer „Festung Europa“ oder des „America first“ sind doch nichts anderes als der Versuch, Eigenwelten zu bauen und sich abzugrenzen, auszuklinken aus der globalen Verantwortungsgemeinschaft, zu der wir als Menschen gehören.“
Die Weihnachtsbotschaft sei gegenteilig: Gott sei mit Jesus mitten in die unsicheren Verhältnisse der Welt hineingekommen und habe sich mit allen Menschen solidarisch erklärt. Der christliche Glaube erlaube keine Abgrenzung, kein Gegenüber von „wir“ und „die da“.
Bätzing geht auch auf Anschlag von Magdeburg ein
Das Bild von der Geburt des Jesuskinds im Stall sei ein Hoffnungsbild in hoffnungsarmen Zeiten. „Die Perspektiven, mit denen wir politisch und wirtschaftlich ins kommende Jahr blicken, sind eingetrübt“, so Bätzing. „Vieles, was wir noch vor wenigen Jahren einigermaßen sicher glaubten, ist durch den unverhohlenen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die kriegerischen Konflikte im Nahen Osten – ausgelöst durch den grausamen Terror der Hamas an unschuldigen Israelis – aus dem Gleichgewicht geraten.“ Politisch rückten nicht wenige Nachbar- und Partnerstaaten Deutschlands nach rechts.
„Und nach den menschenverachtenden Anschlägen von Solingen und Magdeburg – auch wenn sie offensichtlich ganz unterschiedlich motiviert waren – mehren sich die Sorgen, ob wir im öffentlichen Raum sicher leben können.“ Die Reaktion darauf sei mitunter der Ruf nach autokratisch-autoritären Positionen. „Gnade uns Gott, wenn solche Reaktionen auf die offensichtlichen Krisenphänomene bei der kommenden Bundestagswahl mehr Befürworterinnen und Befürworter finden.“
Jung: „viel Lichtvolles“
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, rief die Menschen dazu auf, auch in dunklen Zeiten, Zeichen des Lichts zu setzen. „Menschen bringen immer wieder entsetzliche Dunkelheit in das Leben anderer Menschen“, sagte er laut Mitteilung in seiner Predigt in der Katharinenkirche in Frankfurt. „Wir haben das in Magdeburg gerade wieder erlebt. Immer wieder Hass, immer wieder Gewalt, immer wieder Kriege.“
Gerade an Weihnachten spürten die Menschen, wie Dunkelheit und Licht miteinander ringen. Die biblische Botschaft von Weihnachten mache dagegen Mut, in der Dunkelheit weiter an das Licht zu glauben und selbst hoffnungsvolle Zeichen zu setzen, hieß es. „Es geschieht so viel Gutes, so viel Lichtvolles.“