Heimisches Obst: Viele Äpfel dank Streuobstwiesen – nur wohin damit?

Ob auf der Streuobstwiese oder im heimischen Garten – in Bayern gibt es heuer vielerorts eine sehr gute Apfelernte. Was soll damit passieren?

Die einen haben zu viel davon, die anderen gar keine – und wie bringt man das jetzt zusammen? Es geht um Apfelbäume. An ihnen gedieh das Obst heuer in vielen Teilen Bayerns besonders gut. Und das nicht nur bei den Obstbauern, die laut Landesamt für Statistik rund 31.500 Tonnen ernten konnten – das ist ein Zuwachs von 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Äpfel werden professionell vermarktet. 

Aber was passiert mit den Äpfeln, die zum Beispiel am Wegesrand oder auf Streuobstwiesen wachsen? Darf man, wenn man als Großstädter draußen auf dem Land wandert, sich einfach so bedienen?

Gutes Jahr im Garten und auf Streuobstwiesen

„Es war ein gutes Apfeljahr, mancherorts sogar sehr gut“, bilanziert Alexander Teichgreber vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege. Auch der Naturschutzverband LBV spricht von einem guten Obstjahr – er hat vor allem die Streuobstwiesen im Blick. 

Pflücken erlaubt?

Es ist ja schon verlockend – da hängen rote oder gelbe Äpfel am Baum am Feldrand oder auf der Wiese. Darf man sich einfach so bedienen? Grundsätzlich nein. Es ist ja nicht ersichtlich, wem der Baum gehört. Aber: Es gibt diverse Aktionen, die darauf hinweisen, wenn an diesem Baum geerntet werden darf. 

Vielerorts weist ein gelbes Band am Stamm darauf hin, dass die Äpfel der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Kommunen in Bayern beteiligen sich in einigen Regionen an dieser Aktion. Der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge etwa teilt mit: „Das Prinzip ist kinderleicht: Wer seine Bäume mit einem gut sichtbaren gelben Band markiert, zeigt damit: Hier darf kostenlos und ohne Nachfragen für den Eigenbedarf geerntet werden.“

Die Stadt Bayreuth erlaubt auf den stadteigenen Obstwiesen heuer ebenfalls das Pflücken – spezielle Hinweisschilder helfen dabei, die kommunalen Obstbäume schnell zu erkennen: „Hier gilt: Pflücken erlaubt, aber bitte ohne Leiter und nur für den häuslichen Bedarf“, teilt ein Sprecher mit.

Pakt für Streuobstwiesen und Verbraucher

Vor vier Jahren schlossen die Staatsregierung und etliche Verbände den Streuobstpakt. Das Ziel: Bis 2035 sollen in Bayern eine Million neue Obstbäume angepflanzt werden. Streuobstwiesen bieten nicht nur eine enorme Artenvielfalt, weil sie vielen bedrohten Tieren eine Heimat geben – sie liefern auch Lebensmittel. LBV-Chef Norbert Schäffer wünscht sich, dass dieser Aspekt stärker ins Bewusstsein rückt und das Obst der Streuobstwiesen intensiver genutzt wird. 

Streuobstwiesen seien keine Museumslandschaft, betont Schäffer. Sie dienten vielmehr auch dazu, qualitativ hochwertige Bio-Lebensmittel herzustellen, „die man direkt vor der Tür hat“. Beispielsweise gebe es die Möglichkeit, dass Kommunen auf ihren Streuobstwiesen Bäume für wenige Euro an Menschen versteigern – die dann ernten dürften. 

Es sei wichtig, entsprechende Modelle zu entwickeln, dass die Dinge zusammenkämen: Menschen, die hochwertige Lebensmittel suchen – und eben Streuobstwiesen, die diese liefern.

Keltereien suchen heimisches Obst

Bei einem gemeinsamen Termin von Initiatoren des Streuobstpakts im mittelfränkischen Thalmässing-Eysölden warben auch die bayerischen Keltereien dafür, das Obst der Wiesen besser zu nutzen. „In diesem Jahr hängen vielerorts große Mengen Obst an den Bäumen, trotzdem habenviele Keltereien nicht ausreichend Rohware für ihre Produktion. Dass Äpfel aus dem Ausland zugekauft werden müssen, während das Obst auf den Wiesen vergammelt, muss sich ändern“, sagte Markus Nagler, Vorsitzender des Bayerischen Fruchtsaftverbandes. 

Er warb bei Verbraucherinnen und Verbrauchern dafür, sich beim Saftkauf für regionale Produkte zu entscheiden: „Wenn wir so handeln, ist es gut für die Umwelt und für die heimische Wirtschaft.“

Eigener Apfelsaft für daheim – wie funktioniert das?

Äpfel im Keller lagern, einkochen, daraus Apfelmus zubereiten – das machen wohl die meisten Menschen, die eine eigene Apfelernte nutzen.

Allerdings bieten in Bayern viele Gartenbauvereine auch an, dass man dort aus eigenen Äpfeln Apfelsaft mostet. Der ist, in speziellen Behältnissen verpackt, lange haltbar. Verwertungsmöglichkeiten des heimischen Obstes müssten den Menschen vermittelt und aufgezeigt werden, sagt Experte Teichgreber vom Gartenbau-Landesverband. Schließlich dürfte die Ausweitung von Streuobstwiesen auch mittelfristig zu mehr Obst führen.