Als Hurrikan „Katrina“ Ende August 2005 auf Land trifft, versinkt New Orleans im Wasser. Bilder eines Desasters, das die Stadt und die USA auch 20 Jahre später nicht loslässt.
In New Orleans gibt es ein Sprichwort zu Hurrikan „Katrina“: Erst kam der Sturm, dann die Flut. Der Sturm hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Doch die eigentliche Katastrophe begann, als am 29. August 2005 die maroden Deiche der Stadt brachen. Binnen Stunden standen ganze Viertel meterhoch unter Wasser, Straßen verwandelten sich in braune Kanäle, aus denen nur die Dächer herausragten. Wer es nicht mehr rechtzeitig aus der Stadt geschafft hatte, saß fest.
Die Bilder der Verzweiflung gingen um die Welt: Frauen, die ihre Kinder in Einkaufswagen durchs hüfthohe Wasser schoben. Familien, die auf ihren Dächern ausharrten und hofften, dass ein Helikopter sie sah. Verzweifelte Menschen, die auf Pappschilder schrieben: „Wir sterben hier“.
„Katrina“, ein Hurrikan wie kein anderer
In New Orleans war man Hurrikane gewohnt. Viele entschieden sich deshalb gegen eine Evakuierung und vertrauten auf die Deiche, die die Stadt seit Jahrzehnten schützten. Andere hätten die Stadt gerne verlassen, doch ohne Auto blieb ihnen nur die Wahl zwischen dem unsicheren Zuhause und den viel zu spät organisierten Sammelpunkten der Stadtverwaltung.
Für Tausende wurde das Superdome-Stadion erst zum Zufluchtsort, dann zum Albtraum. Mehr als 20.000 Menschen suchten hier Schutz, eng unter einem Dach, während draußen der Sturm tobte. Bald gab es kein fließendes Wasser mehr, kaum Essen, die Toiletten versagten, und der Strom fiel aus. Der Ort, eigentlich eine Sportarena, wurde zum Symbol der Hilfslosigkeit – und zu einem Sinnbild, wie schlecht die USA auf eine Katastrophe dieser Dimension vorbereitet waren.
Unterdessen durchkämmten Rettungsteams des Katastrophenschutzes die überfluteten Straßen. Sie markierten die Häuser mit sogenannten X-Codes: oben das Datum, links die Einheit, rechts Gefahren, unten die Zahl der Toten. Eine nüchterne Chiffre, die jedes Haus zur Bilanz machte: Wer überlebt hatte und wer nicht.
Bis heute sind die Spuren sichtbar
„Katrina“ ist bis heute eine der tödlichsten Naturkatastrophen des Landes. Der Sturm kostete mehr als 1300 Menschen das Leben. Hunderttausende wurden obdachlos, Zehntausende verließen die Stadt und kehrten nie zurück. Die Flut legte nicht nur marode Dämme, sondern auch Risse in der Gesellschaft offen. Die Viertel, die am stärksten getroffen wurden, waren überwiegend ärmere, schwarze Nachbarschaften.
Bis heute sind die Spuren sichtbar. Ganze Straßenzüge mussten abgerissen werden, andere blieben von Gras überwucherte Ruinen. Während touristische Viertel wie das berühmte French Quarter sich schneller erholten, wurden andere von Investoren übernommen, die ein „neues New Orleans“ aufbauten, aus dem die oft schwarze Bevölkerung durch gestiegene Immobilienpreise verdrängt wurde.
Die Bilder aber bleiben: Menschen auf Dächern, das Chaos im Superdome, die orangefarbenen X-Zeichen an Hauswänden. Stumme Mahnmale einer Katastrophe und ihrer Aufarbeitung, die die Schwächsten im Stich ließ.