An der Unibibliothek in Frankfurt läuft ein Provenienzforschungsprojekt. Es soll NS-Raubgut nachweisen – und Rückgaben oder Entschädigungen ermöglichen. Ähnliche Projekte gibt es auch anderswo.
Provenienzforschung ist vor allem im Zusammenhang mit Kunstwerken bekannt. An Universitätsbibliotheken in Hessen werden aber auch Bücher auf NS-Raubgut untersucht.
So ist unlängst an der Bibliothek der Frankfurter Goethe-Universität ein Provenienzforschungsprojekt in die zweite Runde gegangen. In der ersten Phase, die seit 2020 lief, war deutlich mehr NS-Raubgut gefunden worden als zuvor erwartet.
Laut den Angaben von Universität und Stadt wurde bei mehr als 75.000 Büchern versucht, die Herkunft nachzuzeichnen – unter anderem anhand von Stempeln und Vermerken. „Dabei wurden rund 7.500 Bücher entdeckt, die sich 350 unterschiedlichen Vorbesitzern zuordnen lassen und bei welchen ein unrechtmäßiger Entzug wahrscheinlich ist“, hieß es.
Projekte in Frankfurt und Darmstadt
Ziel des von der Unibibliothek initiierten Projekts sei nicht nur, NS-Raubgut nachzuweisen, sondern auch Lösungen für eine Rückgabe oder Entschädigung zu finden, hieß es. Beim zweiten Forschungsprojekt, das nun folgt, stehen alte, seltene und wertvolle Drucke aus dem 16. bis 20. Jahrhundert im Fokus.
Auch in Darmstadt an der Universitäts- und Landesbibliothek werden schon seit längerem Bücher anhand von Provenienzmerkmalen erforscht. Zudem werden den Angaben zufolge Datenbanken, Literatur und Archivquellen ausgewertet.
„Das Projekt führt zum ersten Mal eine systematische Provenienzforschung nach NS-Raubgut in Teilbeständen der ULB Darmstadt durch und dokumentiert die Ergebnisse in öffentlich zugänglicher Form“, heißt es auf der Homepage.
Andere Unibibliotheken forschten schon vergleichsweise früh
Andere hessische Universitätsbibliotheken haben sich schon vergleichsweise früh mit Provenienzforschung beschäftigt. So fand an der Justus-Liebig-Universität Gießen bereits 2012/13 die Ausstellung „Raubgut – Geraubte Bücher aus der NS-Zeit“ statt, in der die Ergebnisse der damaligen Suche nach und Restitution von NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek präsentiert wurden.
Das Thema werde aber weiter kontinuierlich bearbeitet, sagte eine Sprecherin der Gießener Uni. Nachweise würden in eine Datenbank eingebracht. In einigen wenigen Fällen sei es zu Restituierungen gekommen, wenn auch nicht an persönliche Nachkommen, sondern an Institutionen.