Kann Naturschutz auch die Trittsicherheit auf dem regengeplagten Heavy-Metal-Festival in Wacken erhöhen? Dort läuft ein Test. Bundesumweltminister Schneider setzt Hoffnungen darauf.
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) und sein Kieler Amtskollege Tobias Goldschmidt (Grüne) haben sich auf dem Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken für den Moorschutz stark gemacht. Beide erkundigten sich über ein Projekt mit Matten aus Binsen und anderen Moorgräsern auf einer 200 Meter langen Teststrecke in einem Waldstück des Festivals. „Wir versuchen aus Moor und Moorschutz wirtschaftlichen Ertrag auch zu erzielen“, sagte Schneider.
„Landwirte, die nasse Moore bewirtschaften, müssen ihre Produkte auch verkaufen können“, sagte Schneider. Es gebe gute Ideen von Versandkartons über Wasserbüffel bis zu Dämmmaterial. Er sei gespannt, ob die Matten den Härtetest Wacken bestehen. In der mittelfristigen Finanzplanung stünden für den Moorschutz 2,5 Milliarden Euro bereit.
Goldschmidt betonte, „Nachhaltigkeit bei Festivals und Großveranstaltung bekommt buchstäblich festen Boden unter die Füße – und auch viele andere Anwendungen sind denkbar“. Mit Kreativität und Innovation werde die Landwirtschaft zum Partner im Moorschutz.
Interesse
Festival-Gründer Thomas Jensen sprach bei einem Treffen mit den beiden Politikern von einem echten Härtetest für das Projekt. „Alle sind interessiert.“ Es gebe in der Metalcommunity eine sehr hohe Affinität zur Nachhaltigkeit. „Das ist ihr Wohnzimmer, ihr Schlafzimmer und zu Hause geht man ja mit Ressourcen auch anders um.“
Die Projektleiterin „Klimafarm“ der Stiftung Naturschutz, Elena Zydek, zeigte sich beeindruckt vom Zustand der mit Hachschnitzeln abgesicherten Teststrecke. „Ich kann es gar nicht glauben, dass das hier immer noch so aussieht.“ Alle Metalheads, die diesen Weg nutzten, wüssten von dem Projekt und fragten nach. „Ich freue mich über den Regen, das ist ein echter Stresstest.“
Das Wacken Open Air (W:O:A) dauert bis zum Samstag (2. August). Die Matten bestehen aus Binsen und anderen Moorgräsern sowie Jutegarn und zur Stabilität auf der Unterseite aus Kokosfasern. Hergestellt haben sie Firmen aus der Region. Zu den Kokosfasern gibt es laut Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein noch keine kostengünstige regionale Alternative.
Die Materialien kommen von der „Klimafarm“, einem Projekt der Stiftung, das mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert und von der Kieler Christian-Albrechts-Universität begleitet wird. Ziel ist, die schonende landwirtschaftliche Nutzung von Moorgebieten zu erkunden und Produkte zu entwickeln.
Die Wackener Matten halten im besten Fall das gesamte viertägige Festival durch und verrotten danach einfach. Sogenannte Erosionsschutzmatten werden nach Angaben der Stiftung auch im Straßenbau, im Uferschutz sowie im Garten- und Landschaftsbau verwendet, um das Anwachsen von Pflanzen zum Beispiel an Hängen zu erleichtern.
Website der Klimafarm Deutsche Emissionshandelsstelle zu Mooren Website des Festivals