EU- und Nato-Nachbar: Polens Regierung umgebaut – Außenminister wird Vize von Tusk

Bevor das Regieren in Polen unter einem neuen Staatschef schwieriger wird, strafft Ministerpräsident Tusk sein Kabinett. Ein möglicher Nachfolger wird befördert.

Vor Amtsantritt des rechtskonservativen Präsidenten Karol Nawrocki in Polen hat Ministerpräsident Donald Tusk seine Mitte-Links-Regierung umgebaut. Es sei wichtig, dass die neue Regierung für Ordnung in Polen, für äußere Sicherheit und die Zukunft des Landes sorge, sagte er.

Angesichts der schwierigen internationalen Lage werde Außenminister Radoslaw Sikorski zusätzlich zum Vizeministerpräsidenten ernannt, sagte Tusk. Sikorski ist Umfragen zufolge der beliebteste Politiker im Land. Ganz gegen seine bisherige Gewohnheit baue der Regierungschef den Außenminister damit zum möglichen Nachfolger auf, schrieb die Zeitung „Rzeczpospolita“. 

Das Innenressort soll Marcin Kierwinski übernehmen. Vorgänger Tomasz Siemoniak bleibt im Ministerrang Koordinator der Geheimdienste.

Zwei neue Großministerien

Zugleich gab Tusk die Einrichtung zweier Großministerien bekannt. Ein neues Energieministerium werde auf Grundlage der bisherigen Ministerien für Klima und Umwelt sowie Industrie errichtet mit Milosz Motyka an der Spitze. Auch die Ministerien für Finanzen und Wirtschaft würden unter Minister Andrzej Domanski zusammengeführt. Insgesamt schrumpfe die Regierung von 26 auf 21 Ministerposten, sagte der Regierungschef.

EU-Skeptiker wird Präsident

Der neue Präsident Nawrocki soll am 6. August vereidigt werden. Tusks europafreundliche Regierung hatte es schon bislang mit einem Staatschef aus dem nationalkonservativen Lager zu tun, Andrzej Duda. Allerdings wird erwartet, dass der EU-Skeptiker Nawrocki seine Vetomacht gegen Regierungsvorhaben noch stärker nutzen wird. Das lässt Veränderungen am außen- und innenpolitischen Kurs des Nachbarlandes erwarten, das in der Europäischen Union und der Nato eine wichtige Rolle spielt.

Zu Tusks Problemen kam zuletzt hinzu, dass seine komplizierte Koalition aus sechs Parteien in drei Wahlbündnissen sich zerstritten gezeigt und viele Wahlversprechen von 2023 nicht umgesetzt hat. Der Streit müsse ein Ende haben, sagte Tusk. Alle Koalitionäre müssten sich dessen bewusst sein, dass von ihnen Einigkeit erwartet werde. Dagegen ist das konservative Lager in Polen mit der früheren Regierungspartei PiS und anderen rechten Parteien wieder erstarkt.