Die Höhe der Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen ist im laufenden Jahr weiter gestiegen – inzwischen sind gut 3100 Euro im Monat fällig. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Datenauswertung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) hervor. Demnach lag der Betrag, den Betroffene aus eigener Tasche bezahlen müssen, zum 1. Juli 2025 um 8,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Der vdek forderte Gegenmaßnahmen der Politik.
Den Angaben zufolge müssen Pflegebedürftige inzwischen in Pflegeheimen im ersten Aufenthaltsjahr im Bundesdurchschnitt 3108 Euro monatlich zahlen. Zum 1. Juli 2024 waren es noch 2871 Euro pro Monat. Als Gründe für die Kostensteigerung nannte der vdek steigende Personal- und Lebenshaltungskosten.
„Die Eigenbeteiligung der Versicherten steigt seit Jahren kontinuierlich an. Den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern sind Belastungen in dieser Größenordnung nicht mehr zuzumuten“, kritisierte die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. „Um das schnell zu ändern, müssen die Länder ihre Verpflichtungen bei Investitionen und der Ausbildung des Personals erfüllen“, forderte sie.
Konkret verlangt der Verband der Ersatzkassen, dass die Länder Kosten für bauliche und Instandhaltungskosten sowie Ausbildungskosten für die stationäre Pflege übernehmen müssten, wozu sie auch verpflichtet seien.
Insgesamt belaufen sich die monatlichen Kosten für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen auf durchschnittlich 3387 Euro – davon trägt die Soziale Pflegeversicherung im ersten Aufenthaltsjahr einen Zuschuss 15 Prozent, woraus sich der Zahlbetrag von 3108 Euro ergibt. Im zweiten Jahr steigt der Zuschuss der Pflegekasse auf 30 Prozent, im dritten Jahr auf 50 Prozent und für weitere Jahre auf 75 Prozent.
Durch den steigenden Zuschuss der Pflegekasse sinkt der Kostenbeitrag der Bewohnerinnen und Bewohner im zweiten Jahr auf derzeit 2828 Euro monatlich. Im dritten Jahr beträgt er 2456 Euro, danach 1991 Euro.
Die 3387 Euro setzen sich der vdek-Analyse zufolge zusammen aus dem Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) von 1862 Euro, den Investitionskosten der Heime von 507 Euro und den Kosten für Unterkunft und Verpflegung von 1018 Euro. In dem EEE sind die tatsächlichen Pflegekosten enthalten, außerdem fallen Ausbildungskosten der Heime von 114 Euro an.
Die tatsächlichen Kosten sind von Heim zu Heim unterschiedlich, hinzu kommen noch mögliche Wahlleistungen, auch regional gibt es teils deutliche Unterschiede.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte angesichts der Rekordkosten für Pflegeheimbewohner eine Deckelung der reinen Pflegekosten und eine stärkere Kostenübernahme durch die Bundesländer. „Während die schwarz-rote Koalition die Pflegereform in eine Bund-Länder-Kommission abschiebt, ersticken die 800.000 Pflegeheimbewohner unter der Kostenlawine“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Daher sei es „überfällig, dass die reinen Pflegekosten auf 1000 Euro gedeckelt werden“.
Die Linken-Gesundheitspolitikerin Evelyn Schötz forderte vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Kosten eine „solidarisch finanzierte Pflegevollversicherung“, in die alle Menschen einzahlen müssten. Diese könne die „Eigenanteile auf unter 1000 Euro pro Monat“ senken. Der Eigenanteil von im Schnitt 3108 Euro im Monat übersteige die Durchschnittsrenten „bei Weitem“, erklärte Schötz.
Für FDP-Chef Christian Dürr zeigen die hohen Kosten und die hohen Beitragskosten, „wie wenig demografiefest unsere Sozialsysteme sind“. Er forderte „beherzte Reformen“, etwa eine gesetzliche Beitragsgrenze für die Sozialversicherung bei maximal 40 Prozent „für mehr Fairness, Generationengerechtigkeit und damit sich die Menschen bei uns wieder etwas aufbauen können“. Zudem müssten auch für die Pflege Rücklagen am Aktienmarkt gebildet werden, erklärte Dürr.
Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Martin Sichert, plädierte für eine Zusammenlegung von Kranken- und Pflegeversicherung. „Die derzeit getrennten Systeme führen zu unnötiger Bürokratie und Kosten. Eine gemeinsame Versicherung mit stabilen Beiträgen ist dringend erforderlich“, erklärte Sichert. Zudem müsse die häusliche Pflege gestärkt werden.
Eine von der Bundesregierung eingesetzte Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Leitung von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) arbeitet derzeit an Vorschlägen für eine Reform der Pflegeversicherung. Hintergrund sind erhebliche Defizite der Pflegekassen.