In der Affäre um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein steht US-Präsident Donald Trump bei eigenen Anhängern weiter unter Druck. Der Vorsitzende von Trumps Republikanern im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, rief am Dienstag (Ortszeit) zur Veröffentlichung der Akte Epstein auf. Er sei für „Transparenz“, sagte Johnson im Gespräch mit dem konservativen Podcaster Benny Johnson. „Wir müssen alles auf den Tisch legen und die Menschen entscheiden lassen.“ Trump selbst sagte indes, er könne das Interesse an dem Fall Epstein nicht nachvollziehen.
Johnson fordert zudem, Trumps Justizministerin Pam Bondi müsse einige Unstimmigkeiten in ihren Äußerungen zur Epstein-Affäre „erklären“. Trump demonstrierte seine grundsätzliche Bereitschaft zu Transparenz. Wenn es „glaubwürdige“ Hinweise in dem Fall des verstorbenen US-Investors Epstein und seines Netzwerks zur sexuellen Ausbeutung von Frauen gebe, sollten diese veröffentlicht werden, sagte der Präsident vor Journalisten. Die Entscheidung darüber obliege der Justizministerin.
Am Dienstagabend sagte Trump dann, er verstehe nicht, „warum der Fall Jeffrey Epstein jemanden interessieren könnte. Das ist ziemlich langweiliges Zeug“, betonte er vor Journalisten. „Er ist schon lange tot. Ich verstehe nicht, wo das Interesse oder die Faszination liegt“.
Bondi wollte sich bei einer Pressekonferenz nicht zu der Möglichkeit äußern, neue Elemente in der Angelegenheit zu veröffentlichen. „Unser Memorandum spricht für sich“, verwies sie am Dienstag auf eine frühere Erklärung dazu.
Viele Trump-Anhänger hatten sich zuletzt empört geäußert, weil seine Regierung ein Versprechen zum Epstein-Skandal nicht eingehalten hat: Sie wollte Licht in den Skandal um den US-Milliardär bringen, der 2019 tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden wurde. Dem Investmentbanker war vorgeworfen worden, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben.
Trumps Justizministerin Bondi und der Chef der Bundespolizei FBI, Kash Patel, hatten Spekulationen befeuert, es gebe eine geheim gehaltene „Kundenliste“ Epsteins mit prominenten Namen aus der Demokratischen Partei oder Hollywood. Manche Trump-Anhänger verbreiteten sogar die Verschwörungserzählung, Epstein sei deshalb von einem „tiefen Staat“ eliminiert worden.
Anfang Juli veröffentlichten Bondi und Patel dann ein überraschendes Memo: Es sei keine „belastende ‚Kundenliste'“ gefunden worden – und Epstein habe, wie bisher angenommen, im Gefängnis Suizid begangen. Weitere Informationen in dem Fall gebe es nicht. Die Reaktion im Maga-Lager (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) fiel heftig aus.
Wegen früherer Aussagen zu Epstein steht Trump in der Affäre auch selbst im Fokus. Er hatte seinen damaligen Nachbarn Epstein 2002 noch als „tollen Typen“ bezeichnet und gesagt, dieser möge „schöne Frauen genauso wie ich“ – und viele von ihnen seien eher jung.
In später freigegebenen Dokumenten zur Epstein-Affäre war auch Trumps Name aufgetaucht, ein Fehlverhalten wurde dem amtierenden Präsidenten allerdings nicht vorgeworfen. Manche im Maga-Lager vermuteten daher, Trump selbst stehe auf der mutmaßlichen „Kundenliste“ und wolle die Sache deshalb vertuschen.
Am Samstag reagierte Trump verärgert auf die Vorwürfe seines Maga-Lagers. „Wir sind in einem Team, Maga, und mir gefällt nicht, was passiert“, erklärte er auf Truth Social. Anders als üblich erntete Trump dafür in seinem Online-Netzwerk überwiegend kritische Reaktionen.