Der Klimawandel lässt die Temperatur des Rheins immer weiter steigen. Bis Ende des Jahrhunderts erwarten Fachleute für den größten Fluss in Deutschland einen Anstieg der Durchschnittstemperatur um bis zu 4,2 Grad im Vergleich zum Mittel der Jahre 1990 bis 2010: Dies geht aus einer am Freitag vorgelegten Studie der in Koblenz ansässigen Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) mit dem niederländischen Forschungsinstituts Deltares hervor. Zugleich dürften sich Niedrigwasser-Phasen häufen.
Der Wasserstand des Rheins lag bereits im Frühling 2025 deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. „Solche Bedingungen sind ein Vorgeschmack auf das, was wir in Frühling und Sommer zukünftig häufiger für den Rhein erwarten dürfen“, erklärte die Präsidentin der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR), Miriam Haritz. Niedrigwasser gehe oft mit hohen Wassertemperaturen einher.
Für die Untersuchung werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler historische Messreihen für den Zeitraum von 1978 bis 2023 aus und erarbeiteten zudem Modellierungen mit Prognosen für die künftige Entwicklung bis ins Jahr 2100.
Diese Modellierungen sagen eine Erwärmung des Rheinwassers bis zur Jahrhundertmitte in der Größenordnung von 1,1 Grad bis 1,8 Grad voraus. Bis zum Jahr 2100 könnte sich die jährliche mittlere Wassertemperatur sogar um 2,9 Grad bis 4,2 Grad erwärmen. Betroffen seien vor allem die südlichen Rheinabschnitte von der Schweiz bis Karlsruhe.
Konkret bedeutet dies laut Studie, dass im Jahresdurchschnitt im Rheinhauptstrom die Anzahl der Tage mit Temperaturen unter zehn Grad bis zum Ende des Jahrhunderts von derzeit 170 Tagen auf 104 Tage sinken werde.
Umgekehrt dürfte die Zahl der Tage mit Temperaturen über 21,5 Grad deutlich steigen, von derzeit durchschnittlich 32 Tagen auf 106 Tage im Jahr – dies entspricht fast einem Drittel des Jahres. Darunter seien dann fast 50 Tage, an denen die Temperaturen sogar auf einen Wert zwischen 25 Grad und 28 Grad steigen.
Der Anstieg der Wassertemperaturen liegt der Studie zufolge vor allem an dem Anstieg der Lufttemperaturen. Menschliche Wärmeeinleitungen – etwa durch aufgewärmtes Kühlwasser von Kraftwerken – seien hingegen zurückgegangen.
„Die steigenden Wassertemperaturen beeinflussen die Lebensbedingungen im Rhein erheblich“, erklärte die BfG-Wissenschaftlerin Tanja Bergfeld-Wiedemann. „Werden kritische Temperaturschwellen über längere Zeiträume überschritten, kann es zu ökologischen Schäden kommen.“
So könnten Wasser-Organismen unter Hitzestress leiden, was sie schwäche und anfälliger für Krankheiten mache, warnte Bergfeld-Wiedemann. „Bei höheren Temperaturen nimmt außerdem die Löslichkeit von Gasen im Wasser ab, wodurch den Tieren weniger Sauerstoff zur Verfügung steht.“
Gegenmaßnahmen sind der Studie zufolge nicht einfach umzusetzen. Der Anstieg der Wassertemperatur könne in kleinen Nebenflüssen durch die Schaffung von schattigen Rückzugsgebieten, die Renaturierung von Auwäldern und die Wiederherstellung funktionierender Auen-Ökosysteme begrenzt werden, heißt es darin. In großen Nebenflüssen und im Rheinhauptstrom seien Maßnahmen schwieriger umzusetzen.