Am Donnerstagabend kracht ein Ast in einem Potsdamer Park auf zwei Radfahrer. Eine Frau schwebt seitdem in Lebensgefahr. Hätten die Betreiber den Park vorher schließen sollen?
Ein schweres Unwetter hat in Teilen Brandenburgs zu erheblichen Schäden geführt. Bäume knickten reihenweise ab, Äste stürzten auf Gehwege und Straßen. Teilweise entstanden durch Blitzeinschläge sogar Brände. In Berlin und im Umland stand der Zugverkehr zwischenzeitlich still. Bis tief in den Freitag hinein hatten Feuerwehren mit der Beseitigung der Schäden zu tun.
In Potsdam verletzten sich zwei Menschen bei dem Unwetter. Eine Frau schwebt seitdem in Lebensgefahr. Sie sei „weiterhin lebensgefährlich verletzt“, schrieb eine Sprecherin der Stadtverwaltung in Potsdam. Die Frau war am Donnerstag im Neuen Garten während des Unwetters von einer herabstürzenden Baumkrone getroffen und verletzt worden. Der Unfall ereignete sich, als sie mit einem Mann Fahrrad fuhr. Der Mann erlitt schwere Verletzungen.
Stiftung ließ Parks offen
In der Vergangenheit hatte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ihre Parkanlagen vor Unwettern geschlossen. Anfang 2022 vermeldete die Stiftung bereits einen Tag vor dem Unwetter die Schließung ihrer Parkanlagen. Am Donnerstag bleiben die Parks und entsprechend auch der Neue Garten, in dem sich der Unfall ereignete, geöffnet. Die Frage, warum die Stiftung am Donnerstagabend ihre Anlagen nicht schloss, ließ die SPSG unbeantwortet.
SPSG verweist auf Warnungen
Die Stiftung verwies auf eine Warnung kurz vor dem Gewitter, in der man auf die Gefahren hingewiesen und nachdrücklich appelliert habe, auf einen Besuch der Anlagen zu verzichten. „An den Zugängen zu ihren Parkanlagen, auch zum Neuen Garten, warnt die Stiftung im Übrigen ganzjährig vor Astbrüchen“, erklärte ein Sprecher der Stiftung. „Aufgrund der unsicheren Informationslage“ werde sich die Stiftung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht weiter zu dem Unfall äußern.
Parksperrungen nach dem Unwetter
Am Tag nach dem Sturm sperrte die Stiftung gleich mehrere ihrer Parks. Im Park Babelsberg blieben indes nur einige Bereiche gesperrt. „Die Schließungen und Einschränkungen sind aufgrund umfangreicher Aufräumarbeiten notwendig“, sagte der SPSG-Sprecher. Betroffen waren am Morgen unter anderem der Neue Garten und der Park Sanssouci. Die Sperrungen wurden am Nachmittag größtenteils aufgehoben. Nach dem Sturm besteht die Gefahr, dass sich abgebrochene Äste aus der Baumkrone lösen.
Gedenkstätte Sachsenhausen mit schweren Schäden
Auch in anderen Landesteilen verursachte das Unwetter heftige Schäden. In der Gedenkstätte Sachsenhausen deckte der Sturm die ehemalige Häftlingswäscherei ab. So konnte nach Angaben der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Wasser in das historische Gebäude eindringen und unter anderem die Saaldecke beschädigen „Die Höhe des entstandenen Schadens lässt sich derzeit noch nicht beziffern. Wir gehen jedoch davon aus, dass er sich auf mindestens 100.000 Euro belaufen wird“, sagte Stiftungssprecher Horst Seferens.
Entlang der Straßen in Brandenburg arbeitete sich die Feuerwehr vor, um gefährlich hängende, abgebrochene Äste zu entfernen. Der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg warnte vor „starken Astabbrüchen an den Bäumen“ entlang mehrerer Landstraßen in Falkensee, Hennigsdorf und Schönwalde-Glien. Es sei mit herabfallenden Ästen zu rechnen. Man versuche, die Aufräumarbeiten so schnell wie möglich zu erledigen.
Am Donnerstagabend war aus Westen kommend ein Unwetter über weite Teile Brandenburgs und Berlin gezogen. Nach ersten Angaben registrierte der DWD am Abend in der Hauptstadtregion Windgeschwindigkeiten von maximal rund 95 Kilometern pro Stunde. Bereits am Montag hatte es ähnlich stark gestürmt.
Landesforst: Keine größeren Schäden
Der Wind entwurzelte teilweise Bäume. Aus Sicht des Landesbetriebes Forst waren die Schäden in der Summe jedoch verhältnismäßig überschaubar. „Meldungen zu größeren Schäden aus den Brandenburger Wäldern liegen dem Landesbetrieb Forst Brandenburg derzeit nicht vor“, schrieb ein Sprecher des Landesbetriebes. Die einzelnen Schäden würden aber bei Stürmen dieser Größenordnung auch nicht systematisch erfasst.
Feuerwehr arbeitet Einsätze ab
Vor allem der Westen und Norden Brandenburgs bekam einiges ab. Im Havelland waren die Einsatzkräfte am Morgen noch immer dabei, die 500 registrierten wetterbedingten Einsätze abzuarbeiten. Man habe nicht die Kapazitäten gehabt, das Aufkommen bereits am Donnerstag vollständig zu bewältigen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
Vereinzelt kam es durch Blitzeinschläge zu Bränden. Ein Blitzeinschlag entzündete eine Hecke in einer Gartenanlage in Wittstock (Dosse). In Velten meldete eine Anwohnerin eines Mehrfamilienhauses ein Feuer im Dachstuhl des Hauses. Auch hier hatte nach Polizeiangaben ein Blitz eingeschlagen und eine kleine Fläche von rund drei Quadratmetern Feuer gefangen.
Eher glimpflich ging das Unwetter im Süden Brandenburgs aus. In Cottbus habe es keinen einzigen wetterbedingten Einsatz am Donnerstagabend gegeben, sagte ein Sprecher der dortigen Feuerwehr. Auch der Park Branitz blieb nach eigenen Angaben von schweren Schäden verschont. Einen größeren Einsatz verursachte ein Blitzeinschlag im Landkreis Elbe-Elster , wodurch kurzzeitig ein Wald in Brand stand.