Prozess in Ostfriesland: Frau mit 17 Messerstichen getötet – Ehemann gesteht Tat

In einem Wohnhaus in Emden eskaliert ein Ehestreit. Ein 68-Jähriger räumt vor Gericht ein, seine Ehefrau erstochen zu haben. Die Tat meldet er der Polizei – und per Chat den erwachsenen Kindern.

Ein 68 Jahre alter Mann hat vor dem Landgericht Aurich eingeräumt, in einem Streit seine Ehefrau mit mehr als einem Dutzend Messerstichen getötet zu haben. „Ich habe nicht mitgezählt. Ich war wie von Sinnen“, schilderte der Angeklagte zum Prozessauftakt die Tat. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll er der 65-Jährigen insgesamt 17 Mal in Hals und Gesicht gestochen haben. Dem Deutschen wird Totschlag vorgeworfen. Die Frau verblutete, sagte die Staatsanwältin bei der Anklageverlesung. 

Der 68-Jährige rief unmittelbar nach der Tat im Januar in Emden die Polizei – und er benachrichtigte die gemeinsamen, erwachsenen Kinder mit einer Nachricht im Familienchat: „Habe eure Mutter gerade umgebracht – dieses Miststück“, las der Vorsitzende Richter aus der Nachricht vor. Er bereue heute die Tat, sagte 68-Jährige. Erkennen ließ er das bei seiner Vernehmung aber kaum. „Ich habe meine Frau getötet, ich habe damit abgeschlossen“, sagte er. 

Ehe zerrüttet

Vor Gericht schilderte der Angeklagte, der als Postbote gearbeitet hatte, ausführlich, dass es zwischen den Eheleuten immer wieder Streit um Geld gegeben habe. „Es ging nur um das Geld“, sagte der Angeklagte und beschuldigte seine Ehefrau. „Sie hat nie verstanden in all den Jahren, mit Geld umzugehen.“ Sie habe das von ihm verdiente Geld etwa für Möbel, Kleider, Restaurantbesuche und Reisen ausgegeben. Am Ende eines Monats sei das gemeinsame Konto stets leer oder im Minus gewesen. 

Die Ehe sei nur noch für den Anschein nach außen geführt worden, sagte er auf die Frage des Richters, warum es nicht zu einer Scheidung gekommen sei. Wegen der Kinder habe er sich nicht von seiner Frau trennen wollen, sagte er. 

Streit über Autoschaden

Am Tattag eskalierte dann nach Angaben des Angeklagten ein Streit über einen Schaden am gemeinsamen Auto des Paares. Der 68-Jährige erklärte vor Gericht, seine Frau habe ihm zunächst erzählt, ein Unbekannter haben den Wagen auf einem Supermarktparkplatz mit einem Anhänger beschädigt. Später soll sich nach Angaben des Angeklagten dann aber herausgestellt haben, dass seine Frau den Schaden selbst verursacht hatte. 

Als er sie darauf ansprach, soll es zu dem Streit gekommen sein. Er habe dann die gemeinsame Tochter anrufen und ihr von den Lügen der 65-Jährigen erzählen wollen, sagte der 68-Jährige. Dazu sei es aber gar nicht mehr gekommen. „Wie eine Bekloppte hat sie auf mich eingeschlagen“, sagte der Angeklagte. Sie habe ihn von dem Anruf abbringen wollen. Er sei daraufhin in die Küche gelaufen, habe ein Messer genommen und zugestochen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Mann dazu ein Messer mit einer 19 Zentimeter langen Klinge aus einem Messerblock in der Küche genutzt haben. 

In dem Prozess werden noch mehrere Zeugen und ein Sachverständiger gehört. Ein Urteil könnte es Mitte Juli geben.