Zverev spielt in Stuttgart sein erstes Rasen-Endspiel seit acht Jahren und möchte sich zum ersten deutschen Titelträger seit 1991 küren. Doch wieder findet er gegen seinen Angstgegner keinen Weg.
Alexander Zverev packte seinen Schläger schnell weg und wischte sich den Schweiß ab. Den Jubel und die große Bühne des Triumphs musste er seinem Final-Gegner überlassen. Deutschlands bester Tennisspieler hat seinen French-Open-Frust nicht in den Titelgewinn in Stuttgart umwandeln können und wartet weiter auf seinen ersten Turniersieg auf Rasen. Elf Tage nach seinem Viertelfinal-Aus in Paris verlor Zverev das Endspiel auf dem Weissenhof 3:6, 6:7 (0:7) gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz.
Auch nach einer rund 80-minütigen Regenunterbrechung zu Beginn des zweiten Satzes fand der Weltranglisten-Dritte aus Hamburg keine Mittel gegen die starken Aufschläge seines Gegners. An einem außergewöhnlichen Tennis-Tag, an dem Tatjana Maria in London sensationell das Finale bestritt, erfüllte Zverev die Hoffnung auf den ersten deutschen Titelträger seit 34 Jahren nicht.
Vor rund 5.500 Zuschauern, darunter auch Ex-Fußball-Nationalspieler Mats Hummels, kostete ihn eine Schwächephase Mitte des ersten Satzes die mögliche Siegchance.
Zverev hilft Fritz mit Doppelfehlern
Das Weissenhof-Finale zwischen der Nummer eins (Zverev) und zwei (Fritz) der Setzliste hatte ausgeglichen begonnen. Doch beim Aufschlagverlust zum 3:5 half Zverev mit zwei Doppelfehlern und einem verschlagenen Volley fleißig mit. Anschließend konnte der 24-malige Titelträger den US-Open-Finalisten nicht mehr in die Bedrängnis bringen. Der erste Satz war weg.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts weckte Zverev dann keine Hoffnung auf die Wende. Zum einen störte ihn die Helligkeit des Logos an der Balustrade. Zum anderen brachte der Australian-Open-Finalist sein erstes Aufschlagspiel nur mit Problemen durch.
Die Regenpause beim Stande von 1:1 schien für ihn deswegen gerade zur rechten Zeit zu kommen. Wegen der unsicheren Wetter-Prognose hatten die Veranstalter das Endspiel um zwei Stunden vorverlegt und um eine ungewohnt frühe Mittagszeit beginnen lassen. Im zweiten Satz kämpfte sich die deutsche Nummer eins in den Tiebreak, in dem er schließlich chancenlos war und keinen Punkt gewann.
Deutscher Sieg in Stuttgart liegt 34 Jahre zurück
Michael Stich hatte sich 1991 als zuvor letzter Deutscher in die lange Siegerliste eingetragen. Damals siegte er noch auf Sand, zwei Wochen zuvor hatte der Elmshorner auf Rasen in Wimbledon triumphiert. Das ist auch Zverevs Ziel. Allerdings ist er beim Rasenklassiker noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen. Und French-Open-Champion Carlos Alcaraz und Jannik Sinner als Nummer eins der Welt scheinen enteilt.
Was die Form für das bedeutendste Rasenevent vom 30. Juni bis 13. Juli angeht, hatte sich Zverev vor dem Finale gegen Fritz auf einem guten Weg gewähnt. „Ich habe aus der Woche alles rausgeholt, was ich haben wollte“, hatte er nach dem 7:6, 7:6 im Halbfinale gegen den US-Amerikaner Ben Shelton bilanziert. Die fünfte Niederlage in Serie gegen Fritz sollte ihn aber nachdenklich stimmen.
Weitere Rasen-Matchpraxis wird Zverev in der kommenden Woche in Halle sammeln. Dort hatte Zverev 2017 sein zuvor letztes Finale auf Rasen bestritten und dort von der Schweizer Roger Federer eine Lehrstunde erteilt bekommen. Seinen bisher einzigen Titel in diesem Jahr feierte Zverev Ende April in München.
Zverevs Rückkehr offen
Das Viertelfinal-Aus bei den French Open hatte Zverevs Start in Stuttgart erst möglich gemacht. Die Absage des deutschen Topspielers hatte die Veranstalter in den vergangenen Jahren stets sichtlich getroffen. Der Termin in der Woche nach Roland Garros liegt für die Topstars ungünstig, Zverev war entweder in Paris zu erfolgreich wie mit seinem Finaleinzug 2024 – oder verletzt.
Erstmals seit 2019 war er bei dieser Auflage wieder dabei. Die Verhandlungen über seine nächsten Teilnahmen möchte Turnierdirektor Edwin Weindorfer in Wimbledon führen. Zverevs Kommen wird sich ohnehin kurzfristig entscheiden.