Bis zu 1000 Meter Tiefe: Bohren auf der Suche nach Erdwärme-Quellen in NRW

Die Landesregierung sieht in der Erdwärme großes Potenzial für die Wärmeversorgung. Aber wo sind die aussichtsreichsten Standorte? Eine weitere Forschungsbohrung soll noch dieses Jahr beginnen.

Nach Krefeld will der Geologische Dienst NRW in Köln mit einer Forschungsbohrung das Potenzial für die Nutzung von Erdwärme für die kommunale Wärmeversorgung erkunden. Mit der im vierten Quartal 2025 beginnenden Bohrung im Kölner Nordosten soll Kalkgestein in 600 bis 1.000 Metern Tiefe untersucht werden, erklärte der Geologische Dienst NRW. Dabei gehe es um mögliche Hohlräume, in denen Wasser fließen könne. Die an die Oberfläche geholten Proben aus der Tiefe sollen Aufschluss geben. 

Bohrung geht 1.000 Meter tief

In Krefeld stehe die erste Forschungsbohrung des Masterplans Geothermie NRW vor dem Abschluss, erläuterte eine Sprecherin des Geologischen Dienstes NRW. Auch mit dieser im März begonnenen Bohrung soll eine potenziell wasserführende Gesteinsschicht, die überwiegend aus Kalkgesteinen besteht, erkundet werden. Nach dem Stand vom 26. Mai war die Krefelder Bohrung in 885 Metern Tiefe angekommen. Maximal sollen 1.000 Meter erreicht werden. 

Geothermie, also Erdwärme, nennt man die unterhalb der Erdoberfläche gespeicherte Wärmeenergie. Bei der hydrothermalen Geothermie wird natürlich vorhandenes Thermalwasser aus größeren Tiefen zur Oberfläche gepumpt. Dort gibt das Wasser seine Energie über Wärmetauscher ab. Danach wird das abgekühlte Wasser über eine zweite Bohrung wieder zurückgeleitet. 

Wasser in der Tiefe hat 40 Grad

Je tiefer, desto wärmer: In Mitteleuropa nimmt die Temperatur um etwa drei Grad pro 100 Meter Tiefe zu. Wasser in 1.000 Metern Tiefe hat etwa eine Temperatur von 40 Grad Celsius. Die in der Erde gespeicherte Wärme gilt als unerschöpflich. Genutzt werden kann Erdwärme etwa von der Industrie, für kommunale Fernwärmenetze oder für das Beheizen von Wohngebieten. 

In Nordrhein-Westfalen gibt es zwar schon oberflächennahe Geothermie, aber anders als etwa in München noch keine Tiefengeothermie. In NRW sind die Planungen dafür nach Angaben des Geologischen Dienstes am weitesten in Münster fortgeschritten. Der Masterplan Geothermie sieht nach Angaben des Geologischen Dienstes acht Forschungsbohrungen bis Ende 2028 vor. Ziel sei es, bis 2045 rund 20 Prozent des Wärmebedarfs durch Geothermie zu decken. 

Stadtwerke Münster wollen Erdwärme nutzen

Die Stadtwerke Münster gehen davon aus, dass nach umfangreichen seismischen Untersuchungen die Daten bis zum Jahresende 2025 zu einer dreidimensionalen Landkarte des münsterschen Untergrunds aufbereitet sein werden. Auf dieser Basis könne entschieden werden, wo genau eine Bohrung zur Wärmegewinnung als aussichtsreich erscheine, sagte eine Sprecherin. 

Ziel sei, den Fernwärmebedarf zu einem Großteil mit Hilfe der Tiefengeothermie klimaneutral zu decken, erläuterte die Sprecherin der Stadtwerke. An das in den 1970er Jahren entstandene Fernwärmenetz seien 6.000 Zähler angeschlossen, etwa in Mehrfamilienhäusern. Die Zahl der Fernwärmenutzer sei also höher.