Geschichte: Gewerkschaft: Schulausflug zu NS-Gedenkstätte gut begleiten

Gedenkstätten machen die NS-Geschichte greifbar, auch für Kinder und Jugendliche. Bildungsexperten befürworten Schulausflüge zu den Erinnerungsorten. Beugt ein solcher Besuch Extremismus vor?

Der Besuch von Schulklassen an einer NS-Gedenkstätte ist nach Einschätzung der Bildungsgewerkschaft GEW wichtig und sinnvoll – wenn er sorgfältig vorbereitet und nachbereitet wird. Daneben gebe es weitere gute didaktische Möglichkeiten, den Holocaust im Unterricht zu behandeln, erklärte der hessische GEW-Landesvorsitzende Thilo Hartmann.

Der Besuch oder sogar in Einzelfällen das Recherchieren und Verlegen von Stolpersteinen beispielsweise biete für Schülerinnen und Schüler eine Gelegenheit, sich mit den Biografien von NS-Opfern auseinanderzusetzen.

Hartmann warnte ausdrücklich vor der Vorstellung, dass der Besuch einer Gedenkstätte per se sicherstelle, dass den Klassen der Charakter des Holocausts und des NS-Unrechtsstaats bewusst gemacht werde und damit eine demokratische Haltung gefördert werde. 

„Verpflichtende Gedenkstättenbesuche von allen Klassen halten wir, und nach unserem Wissen auch die meisten Gedenkstätten, nicht für sinnvoll.“ Vor kurzem war ein Vorfall mit antisemitischen Ideen für das Abi-Motto an einer Gießener Schule bekanntgeworden, die Polizei ermittelt dort wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung. 

Keine Pflicht, aber Empfehlung zu Gedenkstätten-Besuchen

Der Besuch von Gedenkstätten für Opfer des NS-Regimes gehört nach Angaben des hessischen Kultusministeriums nicht verpflichtend zum Lehrplan. Die Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Erinnerungskultur sei aber ein fester Bestandteil und ein Besuch werde den Schulen empfohlen, erklärte das Ministerium. Gedenkstätten seien Lernorte, aber auch Orte der Erinnerung, Mahnung und Trauer, sie machten Geschichte greifbar und erlebbar. 

Insgesamt sieben Gedenkstätten werden durch das Ministerium mit abgeordneten Lehrkräften unterstützt. Vier davon thematisieren die NS-Vergangenheit: Die Gedenkstätten Hadamar und Breitenau, die Gedenkstätte und Museum Trutzhain sowie das Dokumentations- und Informationszentrum Stadtallendorf. Abgeordnete Lehrkräfte gibt es zudem an vier weiteren Bildungsorten, die der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit dienen, darunter an der Bildungsstätte Anne Frank.