Donald Trumps hohe Zölle und deren Aussetzung machen weltweit Schlagzeilen. Was eigentlich die einheimische Wirtschaft ankurbeln soll, ist für die Amerikaner kein Grund zur Freude.
Kein Thema hat Trump in den ersten Monaten so zugesetzt wie sein Zollchaos. Etlichen Umfragen zufolge lehnen zwei Drittel der Amerikaner das Hin und Her ab. Aufgeschreckt hatte sie zuletzt, dass viele Weihnachtsgeschenke ausbleiben könnten, weil der Import von chinesischem Spielzeug wegen der 145-Prozent-Zölle quasi unmöglich gemacht wurde. Zwar hat Trump die vorübergehend auf 30 Prozent reduziert, aber auch das werden Konsumenten zu spüren bekommen. Ökonomen haben ausgerechnet, dass selbst eine Erhöhung um 10 Prozent eine Verteuerung des Lebens von 1700 bis 2350 Dollar für jede US-Familie pro Jahr nach sich zieht.
Der Discounter Walmart, der als Indikator für den Zustand der US-Wirtschaft gilt, hat vergangene Woche bekannt gegeben, dass wegen der Zölle weitere Preissteigerungen auf die Kunden zukommen werden. Auch McDonald’s, Adidas und andere Unternehmen drohen mit höheren Preisen. Kaum vorstellbar, dass die Amerikaner das hinnehmen. Sie haben nicht den Inflationspräsidenten Biden rausgekegelt, um den Inflationspräsidenten Trump zu bekommen.
Zwar unterstützen 80 Prozent der Amerikaner Trumps Idee, die einheimische Industrie zu stärken, zu viele Opfer aber wollen sie dafür nicht bringen. Zumal sie gar nicht können. Die Hälfte der Haushalte ist stark verschuldet, die Zahl der zahlungsunfähigen Familien im April noch mal dramatisch gestiegen.
Auch für Amerikas Importeure ist der Wirrwarr eine Katastrophe. Sie müssen entscheiden, ob sie schnell noch Waren einführen, ehe Trump die Zölle wieder drastisch anhebt – oder ob sie ausharren und auf eine Einigung spekulieren. Der Ökonom Steven Davis von der Stanford University hält das Zollchaos für Gift für die US-Wirtschaft. Der von ihm entwickelte „Unsicherheitsindex“ ergibt, dass derzeit eine größere Unsicherheit herrscht als während der Coronapandemie oder auch der Finanzkrise 2008. Trump selbst hat Panik bekommen und einige der absurd hohen Zölle schnell revidiert – auch weil die inzwischen erste Jobs kosten. In der Autostadt Detroit werden Arbeiter entlassen, nachdem Trumps 25-Prozent-Zölle auf Autoteile für eine erste Stilllegung der Produktion bei Chrysler gesorgt haben.