Meinung: Schafft die Relegation endlich wieder ab!

Die Bundesliga-Relegation bietet Nervenkitzel und Drama, sportliche Gerechtigkeit lässt sie jedoch vermissen. Warum dieses Format dringend reformiert werden muss.

Zwei Spiele entscheiden womöglich über die Zukunft eines Klubs – und Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Willkommen in der Bundesliga-Relegation!

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) führte dieses Format zur Saison 2008/09 wieder ein, nachdem sie es zuvor 17 Jahre ausgesetzt hatte. Seither hat in 13 von 16 Spielen der Erstligist gewonnen. Sportliche Fairness sieht anders aus. Aber darum geht es offenbar auch gar nicht.

Dass die Relegation vor allem aus kommerziellen Gründen wieder eingeführt wurde, ist kein Geheimnis. Heribert Bruchhagen, der damals im DFL-Vorstand saß, räumte 2022 in einem ZDF-Interview ein: „Der Hauptgrund war, mehr Content zu schaffen für die verschiedenen Fernsehanbieter.“ In der zweiten Liga habe man damals „geknurrt“, sei aber mit Fernsehgeldern entschädigt worden.

Heidenheim gegen Elversberg – gähn!

Den „Content“ sollen in dieser Saison zwei Dorfklubs liefern. Heidenheim gegen Elversberg lautet der große Showdown im deutschen Fußball. Gähn! Bei allem Respekt vor den Leistungen der sympathischen Vereine – dieses Duell ist alles andere als ein Zuschauermagnet. Damit sind wir auch schon beim nächsten Problem: Wenn in der Relegation keine Traditionsvereine spielen, verliert sie an Attraktivität.

Generell ist das Niveau meist niedrig und die Nervosität hoch. Kein Wunder: Jede Aktion, jede Fehlentscheidung fällt schwerer ins Gewicht als über die Saison verteilt. Gerecht ist das nicht.

Erstligisten ziehen sich in der Relegation zu oft aus der Schlinge

Zweitligisten können in der Saison noch so gut spielen – wenn sie in der Relegation nicht abliefern, war alles umsonst. Das entspricht nicht dem Leistungsprinzip. Erstligisten hingegen können sich trotz einer schlechten Saison belohnen, indem sie sich über einen Umweg noch im letzten Moment retten. Bangen, Zittern, Tränen – und am Ende jubelt in der Regel der Klub mit dem größeren Etat.

Vereine wie die TSG Hoffenheim (2013), der Hamburger SV (2015, 2016) und der VfL Wolfsburg (2017, 2018) haben die Relegation in der Vergangenheit zu häufig genutzt, um nach miserablen Leistungen in der Liga noch den eigenen A**** zu retten. Wie der faule Schüler, der kurz vor Ende des Schuljahres ein Alibi-Referat hält, um nicht sitzenzubleiben.

Andere Länder, andere Modi

In anderen Ländern kommen schlechte Erstligisten nicht so leicht davon. Zum Beispiel steigen die letzten drei Teams in der englischen Premier League ab – ohne Relegation. Aus der zweiten Liga kommen zwei Aufsteiger direkt hoch, die Plätze 3 bis 6 spielen in Playoffs den dritten Aufsteiger aus.

Dafür müsste man die Bundesliga allerdings auf 20 Teams aufstocken. Klubs haben solche Vorschläge in den letzten Jahren regelmäßig abmoderiert. Einerseits wegen der höheren Belastung durch mehr Spiele, andererseits aus Angst vor geringeren Einnahmen. Denn die TV-Gelder müssten dann auf mehr Teams verteilt werden. Dabei sind 20 Teams in einigen europäischen Ligen längst Standard, etwa in England, Spanien und Italien.

Vorerst wird wohl alles beim Alten bleiben. Die Bundesligisten und die DFL beharren auf ihren Positionen – schließlich profitieren die Erstligisten vom Status quo. Und in Deutschland hat man es ja bekanntlich nicht so mit Veränderungen. Mut zur Reform für mehr Fairness? Fehlanzeige.