Flüchtlinge: Katholische Kirche investiert Millionen in Flüchtlingshilfe

Lässt das Engagement für Geflüchtete nach? Erzbischof Heße warnt vor zugespitzten und polarisierenden Debatten.

Die katholische Kirche investiert Millionensummen in die Flüchtlingshilfe. 84,4 Millionen Euro hätten die 27 Bistümer, die Militärseelsorge und die kirchlichen Hilfswerke im vergangenen Jahr aufgewendet, berichtete der Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, in Mainz. „Auch in schwierigen Zeiten lässt das kirchliche Engagement für Geflüchtete nicht nach, auch bei Gegenwind bleiben wir standhaft an der Seite der Schutzsuchenden.“ 

Rund 500.000 Schutzsuchende seien mit den Angeboten erreicht worden, erklärte Erzbischof Heße. Für die Anliegen von Geflüchteten hätten sich rund 5.480 Hauptamtliche und 35.000 Ehrenamtliche engagiert. Im Jahr zuvor hatten sich die Ausgaben für die Flüchtlingshilfe auf insgesamt 88 Millionen Euro belaufen. 

Willkommenscafés und Orientierungskurse

Für die Flüchtlingshilfe im Inland haben die Diözesen im Jahr 2024 den Angaben zufolge mindestens 34,1 Millionen Euro aufgebracht. Mit den Mitteln seien niedrigschwellige Begegnungsangebote wie Willkommenscafés oder Orientierungskurse investiert worden. 

Das Geld floss zudem in vielfältige Beratungsangebote, Sprachkurse für verschiedene Zielgruppen, Projekte zur Förderung der Arbeitsmarktintegration oder die Unterstützung von Familien. Die kirchlichen Gelder im Bereich der internationalen Flüchtlingshilfe beliefen sich 2024 auf etwa 50,3 Millionen Euro.

Erzbischof warnt vor polarisierenden Diskussionen

Erzbischof Heße warnte im Umgang mit geflüchteten Menschen vor polarisierenden Diskussionen, Humanität abzubauen und die Rechte von Schutzsuchenden zu schwächen. „Autoritäre und rechtsextreme Tendenzen nehmen zu, internationale Verpflichtungen werden infrage gestellt, der Multilateralismus steckt in der Krise.“ Nicht nur in den USA, sondern auch in anderen westlichen Staaten gebe es die Tendenz, die humanitären Nöte auszublenden. 

Weltweit habe die Zahl der Geflüchteten im vergangenen Jahr bei 122 Millionen Menschen gelegen, erklärte Heße. Nach wie vor sei es Millionen von Syrern, Afghanen und Ukrainern unmöglich, in ihrer Heimat ein sicheres Leben zu führen. Jüngst habe vor allem der blutige Konflikt im Sudan die Zahl der Geflüchteten in die Höhe getrieben. 

In öffentlichen Debatten werde jedoch immer wieder der Eindruck erweckt, die eigentliche „Flüchtlingskrise“ würde sich in Deutschland und Europa ereignen, mahnte der Erzbischof. Die Debatte habe sich derart zugespitzt, dass mittlerweile viele Menschen Migration für das größte politische Problem hielten. Statt einer differenzierten, lösungsorientierten Auseinandersetzung sei in den vergangenen Monaten viel zu oft eine polarisierende Debatte geführt worden, die populistische Argumentationsmuster bedient und gestärkt habe.

Integration als Gemeinschaftsaufgabe

Die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne) betonte, die Integration von Geflüchteten sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Diese gelinge nur, wenn alle Akteure zusammenarbeiten – vom Land über die Kommunen bis hin zu den Kirchen und der Zivilgesellschaft. Geflüchtete benötigten echte Chancen durch Sprachkurse, den Zugang zum Arbeitsmarkt und die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. 

Der Landrat des Burgenlandkreises in Sachsen-Anhalt, Götz Ulrich, mahnte, dass sich außerhalb des Kreises von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe die Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung verändert habe. „Die Bereitschaft, Geflüchtete aufzunehmen und als Teil der deutschen Gesellschaft zu akzeptieren, ist gesunken.“ 

Mahnende Worte des Landrats

Um dieser Entwicklung zu begegnen, setze er auf gut vernetzte Strukturen, erklärte der CDU-Politiker. Besonderes Augenmerk lege er auf gelingende Integration, vor allem im Arbeitsmarkt, ebenso aber auf Rückführungen von Menschen ohne Integrationsbereitschaft.