Modetrend „Man Repeller“: Hauptsache, Männer hassen es

Der „Man Repeller“-Trend ist zurück, geschmückt mit Rüschen und Jorts. Das erklärte Ziel: Sich nicht für den männlichen Blick zu kleiden.

Es ist nicht immer schön, wenn Modetrends zurückkommen, man denke nur an Hüfthosen oder Skinny Jeans. Bei diesem Trend allerdings reiben sich wahre Fashionistas die Hände und öffnen euphorisch die Kleiderschränke: Die „Man Repeller“-Ära ist zurück.

Der Begriff geht auf den gleichnamigen Modeblog der New Yorkerin Leandra Medine Cohen zurück, der vor wenigen Jahren noch zu den wichtigsten Online-Stimmen der Modewelt gehörte. Der Name bedeutet zu Deutsch etwa „Männer-Vergrauler“, wobei es eher darum ging, sich einfach nicht mehr nach dem männlichen Blick zu kleiden. Latzhosen, Ballerinas, Mom-Jeans – alles Beispiele für Trends, die viele Männer nicht besonders gut finden. Medine war das egal. Sie spielte mit Trends, Silhouetten, Mustern, Stoffen und Farben, ohne daran zu denken, wie das Outfit bei Männern ankommen könnte. Kombiniert wurde einfach, was gerade Spaß machte und Spaß hatte Medine viel.

Mode neu gedacht

Wie das aussah, kann man auch heute noch auf „oldmanrepeller“, dem Gedächtnis-Fan-Account für den mittlerweile eingestellten Blog, sehen: Bunt kariertes Hemd zum roten Midirock mit weißen Blümchen, dazu ein gestreifter Pulli um die Hüfte gebunden. Gemusterter Wickelrock zu Nietenjacke und Stilettos mit blauem Fell. Melonenhandtasche aus Korb zum Denim-Ensemble aus Hemdkleid und Caprihose und grünen Sandalen. Outfits, so wild und frei wie die Zeichnung einer Fünfjährigen auf Zuckerschock.

Wobei der Vergleich hinkt, denn die damals angehende Modejournalistin wusste durchaus, was sie tat, wie die witzigen Texte zu ihrer Klamottenwahl und ihre Trendanalysen zeigten. Und die Freiheit, sich fernab von normierten Standards und männlichen Erwartungen zu stylen, die traf einen Nerv.

„Man Repeller“ hat eine neue Bedeutung bekommen

Selbstbestimmung, Freiheit und Emanzipation, ausgedrückt durch die Kleiderwahl – dieser Gedanke ist nun offenbar wieder en vogue. Etwas hat sich allerdings verändert seit der ersten Welle der „Man Repeller“: die Weltlage. Ging es früher darum, sich vom männlichen Blick freizumachen und modisch auszutoben, geht es heute oft darum, sich vor Männern zu schützen. In Zeiten, in denen Männer (wieder) über den Körper der Frau bestimmen und ihre Rechte einschränken, in denen Jungs selbsternannten Alphas wie Andrew Tate hinterherlaufen, in denen das Bewusstsein für Femizide wächst und Fälle wie Gisèle Pelicot die Schlagzeilen bestimmen, wollen viele Frauen Männer tatsächlich lieber abschrecken als ihnen zu gefallen.

In den sozialen Medien häuft sich der Hashtag „Man Repeller“ seit einigen Wochen auffällig. Frauen freuen sich darunter beispielsweise über ihre riesigen Kleider, die nichts von ihrer Figur erahnen lassen: „Niemand hat eine bessere Zeit als ich, die rausgeht und weiß, dass Männer ihr Outfit hassen werden“, heißt es da. In „Step by Step“-Anleitungen für „Man Repeller“-Outfits werden die Grundlagen erklärt: Keine Kurven zeigen, Unterteile bis übers Knie, große Brillen. Der Trend ist mittlerweile eine Mischung aus kreativer Mode und politischem Protest.

Nicht jede Frau will Männer abschrecken – viele haben einfach aufgehört, sich nach ihrer Meinung zu richten. Modisch ganz vorne dabei: Bauschige Blusen mit Rüschen, maskuline Oversize-Hosen wie Jorts, weite Babydoll-Kleider über Wide Leg Hosen. Dazu riesige Sonnenbrillen, Achsel- und Beinhaare, gebleachte Augenbrauen und eine besondere Experimentierfreude mit Make-up, um auch die „Frauen sollten natürlich aussehen“-Boys zu verprellen. Unterlegt werden diese Videos oft mit einem Interview von Julia Fox, in dem die Schauspielerin sagt: „Männer hassen meine Outfits. […] Aber es ist mir egal, weil die Girls und die Gays sie lieben.“

Wozu das alles?

Es ist leicht, sich für den männlichen Blick zu kleiden. Es gibt Regeln für die Damen-Uniform des Patriarchats, die Frauen verinnerlicht haben, weil sie sie von „Clueless“ bis „Gilmore Girls“ immer wieder gesehen und erlernt haben. Fast jede Frau weiß, welche Schnitte „vorteilhaft“ für ihre Figur sind, dass das kleine Schwarze meistens funktioniert, hohe Schuhe einem die Aufmerksamkeit sichern und – ganz wichtig – wie man die richtige Balance zwischen slutty und sexy findet. Aber wozu das alles? „Man Repeller“ hinterfragt, warum das Ziel eigentlich der männliche Blick sein sollte. Besonders wenn man bedenkt, dass die „Belohnung“ dafür oft auch noch übergriffiges Verhalten und Catcalling ist.