Jupp Heynckes feiert 80. Geburtstag: Der Mann für die großen Momente

Er führte den FC Bayern zum Triple und rettete den Verein mehrmals aus der Krise. Am 9. Mai wird Trainerlegende Jupp Heynckes 80 Jahre alt.

Wenn es im Fußball wirklich brenzlig wurde, war auf einen immer Verlass: Jupp Heynckes. Mal als treffsicherer Stürmer, mal als Ruhepol auf der Trainerbank – Heynckes kam nie laut, aber immer zur richtigen Zeit. Er führte den FC Bayern München als ersten deutschen Verein zum Triple und kam auch mit 72 Jahren noch einmal aus dem Ruhestand zurück, um die Mannschaft aus einer Krise zu holen. Ohne Aufregung, ohne Ausbrüche. Am 9. Mai feiert er seinen 80. Geburtstag.

Vom Stuckateur zum Fußballstar

Josef „Jupp“ Heynckes erblickte am 9. Mai 1945 in Mönchengladbach das Licht der Welt. Als neuntes von zehn Kindern wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. „Es war mein Verlangen, Fußballer zu werden. Ich tat alles dafür, schon in der Jugend“, erinnerte sich Heynckes später im „kicker“ an seine Kindheit. Mit Erfolg: Nach einer Ausbildung zum Stuckateur wechselte er mit 17 Jahren in die Jugend von Borussia Mönchengladbach.

„Er war in allen Belangen unser bester Fußballspieler“, sagt Günter Netzer (80), selbst Vereinslegende, auf der Website von Borussia Mönchengladbach über Heynckes. Sein Profi-Debüt feierte er dort 1965 und blieb, abgesehen von einem dreijährigen Gastspiel bei Hannover 96, seine gesamte Profi-Laufbahn bei seinem Heimatverein. Mit Borussia wurde er UEFA-Pokalsieger, Deutscher Meister, Pokalsieger und zweimal Torschützenkönig. 417-mal lief der Stürmer für die Fohlen auf und erzielte dabei 295 Tore – das macht ihn zum besten Torjäger der Vereinsgeschichte.

Auch in der Nationalmannschaft hinterließ Heynckes seine Spuren und gewann mit der DFB-Elf die Europameisterschaft 1972 sowie die Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land. Insgesamt absolvierte er 39 Länderspiele und schoss dabei 14 Tore.

Osram und Don Jupp

Nach seiner aktiven Karriere begann Jupp Heynckes seine Trainerlaufbahn – in Mönchengladbach, wo auch sonst. Mit 34 Jahren war er der bis dato jüngste Cheftrainer der Bundesligageschichte. In dieser Zeit bekam er auch seinen ersten Spitznamen verpasst: „Osram“, benannt nach dem Lampenhersteller. Der Legende nach gab ihm ein damaliger Spieler diesen Namen, weil Heynckes bei Aufregung häufig einen knallroten Kopf bekam – wie eine Glühbirne eben.

1987 folgte dann der Wechsel zum FC Bayern, mit dem er 1989 und 1990 seine ersten beiden nationalen Trophäen als Trainer sammelte. Nach einer überraschenden Kündigung im Oktober 1991 – die Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß (73) später als „größte Fehleinschätzung“ seiner Karriere bezeichnete – ging es für Heynckes ins Ausland.

Nach erfolgreichen Stationen bei Athletic Bilbao und CD Teneriffa holte ihn Real Madrid. In Spanien wurde aus „Osram“ „Don Jupp“. Während seiner Zeit bei Real erlebte Heynckes 1998 den ersten großen Trainer-Triumph auf internationaler Bühne: den Gewinn der Champions League – der erste für Real nach über 30 Jahren. Doch nur acht Tage nach diesem historischen Erfolg wurde „Don Jupp“ vom damaligen Präsidenten entlassen.

Immer da für den FC Bayern München

Nach weiteren Stationen in Portugal, Spanien und Deutschland kehrte Heynckes 2011 für seine dritte Amtszeit – 2009 war er interimsmäßig eingesprungen – nach München zurück. Trotz der wohl bittersten Niederlage im „Finale dahoam“ gegen Chelsea gab er nicht auf, blieb eine weitere Saison und führte den FC Bayern zum ersten Triple der Vereinsgeschichte. „Jupp hat sich unsterblich gemacht“, bewertet Karl-Heinz Rummenigge (69) diesen Erfolg. Er sei „ein fantastischer Trainer. Jupp ist aber vor allem ein wunderbarer Mensch, ein Gentleman, ein Vorbild“.

Obwohl der Coach nach der Saison seinen Rückzug angekündigt und mehrere lukrative Angebote abgelehnt hatte, ließ er sich im Oktober 2017 noch einmal zum Comeback überreden. „50 Jahre Profifußball sind genug“, hatte er zuvor betont – wegen seiner Freundschaft zu Uli Hoeneß änderte er diese Meinung. Mit 72 Jahren kehrte Heynckes zum vierten Mal zum FC Bayern zurück, um den Verein nach der Trennung von Carlo Ancelotti (65) aus einer schwierigen Situation zu befreien. Der Plan ging auf, Jupp lieferte wie gewohnt ab: Er führte die Mannschaft mit 21 Punkten Vorsprung zur Meisterschaft und verabschiedete sich 2018 endgültig in den Ruhestand. „Er geht in die Geschichte ein als Helfer des FC Bayern in einer ganz schwierigen Situation“, so Hoeneß im „kicker“.

Ruhestand auf dem Bauernhof

Heute genießt Jupp Heynckes seinen – jetzt aber wirklich – wohlverdienten Ruhestand gemeinsam mit seiner Ehefrau Iris auf ihrem Bauernhof in Schwalmtal bei Mönchengladbach. Das Haus haben sie „Casa de los gatos“ (Haus der Katzen) getauft. Neben den besagten Vierbeinern leben dort auch noch Hühner und Fische – kein Wunder, dass er zum Triple einen Koi für seinen Teich geschenkt bekam, den er nach dem damaligen Mannschaftskapitän Philipp Lahm (41) „Philippo“ nannte.

„Wenn ich morgens meine Tiere versorgt habe, mit meinem Hund spazieren gegangen bin, dusche, schwimme und dann mit meiner Frau am Frühstückstisch oder auf der Terrasse sitze, wo ich dann keinen Zeitdruck habe“, beschrieb er zwei Monate nach seinem Rücktritt seinen Alltag gemäß der „Welt“. Dort könne er die „Seele baumeln lassen. Das ist Luxus: Zeit zur Verfügung haben“.

Seine bodenständige Art hat er sich stets bewahrt. „Grundsätzlich bin ich dankbar für dieses Leben, das ich hatte, obwohl es sehr arbeitsreich und strapaziös war“, bilanziert Heynckes rückblickend. Große Feierlichkeiten werden deshalb zu seinem 80. Geburtstag wohl nicht anstehen. Dem „kicker“ verriet er zum 75.: „Feiern im Kleinen passen mehr zu meinem Naturell.“ Vielleicht gibt es aber auch eine Doppelparty mit seiner einzigen Tochter: Kerstin Heynckes hat am gleichen Tag Geburtstag wie ihr Vater und wird 57.

Zumindest in Mönchengladbach wird aber gefeiert. Anlässlich seines runden Geburtstags eröffnete in Mönchengladbachs FohlenWelt am 1. Mai die Sonderausstellung „Jupp Heynckes – Torjäger – Trainer – Legende“, die seinem herausragenden Lebenswerk im Dienste des Fußballs gewidmet ist.