Immer größere Datenmengen und zu wenig Personal: Die Staatsanwaltschaften in Schleswig-Holstein arbeiten an ihrer Belastungsgrenze. 2024 gab es nur eine kleine Entlastung bei neuen Verfahren.
Die fortschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche macht den Staatsanwaltschaften in Schleswig-Holstein viel Arbeit. Häufig sei für Ermittlungsverfahren die Auswertung großer Datenmengen erforderlich, sagte der ständige Vertreter des Generalstaatsanwalts, Georg-Friedrich Güntge.
Im vergangenen Jahr gab es allerdings etwas weniger neue Ermittlungsverfahren in Schleswig-Holstein als 2023: Nach Güntges Angaben waren es 336.444 Fälle. Das waren knapp 7.000 weniger als 2023. „Die Staatsanwaltschaften im Land haben gut zu tun, wir sind an unserer Leistungsgrenze“, sagte Güntge.
Mehr Kinderpornografie und weniger Einbrüche
Die größten Zuwächse habe es in den Bereichen Geldwäsche, Kinderpornografie, Wirtschaftskriminalität und Stalking gegeben. Rückgänge seien bei Wohnungseinbrüchen, Informations- und Kommunikationskriminalität sowie Raub- und Gewaltdelikten zu verzeichnen.
Die Zahl der Ermittlungsverfahren im Bereich der Kinderpornografie stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf fast 3.200 Fälle 2024 an. Zehn Jahre zuvor waren es erst 363 Fälle, 2020 waren es 1.530 Fälle.
Die Staatsanwaltschaften leiteten 172 Ermittlungsverfahren wegen Mordes und Totschlags, einschließlich der Versuche ein. Das waren 17 Fälle mehr als 2023, aber deutlich weniger als 2019 mit 245 Fällen.
Gewaltkriminalität stagniert
Die Gewaltkriminalität insgesamt, zu der Taten wie etwa Körperverletzung, Nötigung und Raub zählen, stagnierte auf hohem Niveau bei mehr als 25.000 Ermittlungsverfahren.
Einen Rückgang verzeichneten die Anklagebehörden bei Wohnungseinbrüchen. Die Zahl sank von 3.758 Fällen 2023 auf 2.359 Fälle. Das sei zwar mehr gewesen als während der Corona-Pandemie mit dem Tiefststand von 2.310 Fällen im Jahr 2021, aber deutlich weniger als 2018 mit gut 5.000 Fällen und 2016 mit gut 8.500 Fällen. Güntge führt die Entwicklung auch darauf zurück, dass mehr Menschen ihre Häuser und Wohnungen besser gegen Einbruch schützen.
Staatsanwaltsstellen nicht besetzt
Ein weiterhin bestehendes Problem ist fehlendes Personal in den Staatsanwaltschaften. Nach Güntges Angaben sind aktuell 80 Prozent der Stellen besetzt. Es fehlten 40 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte. Allerdings habe sich das Justizministerium ins Zeug gelegt, um die Situation zu verbessern, sagte Güntge.
Die Zahl der erledigten Verfahren ging von fast 272.000 im Jahr 2023 auf knapp 261.000 im vergangenen Jahr zurück. Der größte Teil, gut 152.000 Fälle, wurde innerhalb eines Monats erledigt. Innerhalb von zwei Monaten waren es weitere knapp 32.000 Fälle.