Architektur: Das historische Lüneburger Rathaus bröckelt

Zunächst sah man nur Risse an der Rathausfassade. Ein professioneller Blick erkannte schnell umfangreiche Schäden an dem historischen Gebäude. Die Restaurierung wird teuer.

Hinter kleinen Rissen verbergen sich große Schäden – die historische Lüneburger Rathausfassade wird in den kommenden zwei Jahren zur Baustelle. „In 500 Jahren ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Risse im Mauerwerk bilden“, sagt Frieder Küpker von der städtischen Gebäudewirtschaft. „Das Gebäude mit seinen 259 Räumen gehört zu den größten erhaltenen Rathäusern in Deutschland. Es ist ein Juwel und einzigartig im Bestand.“ 

Der Gebäudekomplex mit dem gotischen Kern entstand im 13. Jahrhundert zunächst mit einer Kapelle und mehreren Verkaufsflächen. „Die mittelalterlichen Rathäuser hatten große Kaufmannshallen, der Raum für den Rat der Stadt bemaß nur neun mal neun Meter“, erzählt Küpker. 

Um 1450 sei der Marktflügel als gotische Fünfturmfassade mit frei zugänglichen Gewölben im Erdgeschoss hinzugekommen. Der Marktflügel muss nun aufwendig abgestützt werden, weil die Zugbänder, die die Arkadengewölbe zusammenhalten, weggerostet sind. 1949 habe man die schief stehende Kalkputzfassade erneuert, der Zement harmoniere aber nicht mit dem Untergrund.

Die Notsicherungsarbeiten – unter anderem Betonfundamente, an denen Stahlkonstruktionen zum Abstützen befestigt werden – begleitet die Stadtarchäologie, um mögliche historische Funde zu sichern. 

Millionenkosten für Restaurierung 

Die auf zwei Jahre geschätzte Restaurierung soll nach Angaben Küpkers zwischen drei und fünf Millionen Euro kosten. Ziel der Stadt ist es, hierfür auch Städtebaufördermittel zu beantragen. 

Eine weitere Großbaustelle ist an der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg mit ihren denkmalgeschützten Fassaden in der Altstadt am Sande eingerichtet. Das 477 Jahre alte Gebäude soll erweitert werden, die Arbeiten sind auf zwei Jahre angelegt. Die IHK übernahm das historische Ensemble 1942.