Rolf Becker steht seit mehr als einem halben Jahrhundert auf Bühnen und vor Kameras. Ans Aufhören denkt er nicht – im Gegenteil.
Der Schauspieler Rolf Becker sitzt hinter den Kulissen des TV-Dauerbrenners „In aller Freundschaft“ und entschuldigt sich: „Ich bin nicht so gut zu Fuß, weil ich gerade Probleme mit meiner Hüfte habe“, sagt er. Das hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, ein paar neue Sequenzen als „Otto Stein“ in der Krankenhausserie zu drehen. Sonst gehe es ihm gut, sagt Becker, der am 31. März seinen 90. Geburtstag feiert: „Ich kann mit der Zielgeraden des Lebens umgehen.“
Becker blickt auf ein ebenso langes wie bewegtes Leben zurück. Geboren wurde er 1935 in Leipzig. „Das hat zu tun gehabt mit der Offizierslaufbahn meines Vaters“, erzählt Becker. Zwei Jahre lebte die Familie in Leipzig, bevor es über Halle und Stettin nach Schleswig-Holstein ging. Becker wuchs auf dem Hof seiner Großeltern in Osterstedt auf. Sein Vater, den er als konservativ und überzeugten Militär beschreibt, fiel 1943 im russischen Belgorod.
Politischer Mensch mit eigenem Kopf
Schon früh lernte der kleine Rolf, Konflikte auszuhalten. Sein Großvater sei eher linksorientiert gewesen, lieferte sich mit dem Vater erbitterte Diskussionen. „Ich habe in meiner Familie erlebt, dass es ein großes Glück für Kinder ist, wenn in der Familie Konflikte sind. Weil man zwei Pole hat“, sagt Becker. „Den Konflikt musste ich aushalten, und das hat frühzeitig dazu geführt, dass ich Gedanken ausformen musste.“
Seinen eigenen Kopf behält Becker zeitlebens, wird ein 68er, eckt an – auch im Kulturbetrieb. Trotzdem ist es ihm als politischem Menschen wichtig, seine Stimme zu erheben. „Man kann sich nicht um gesellschaftliche Probleme kümmern, ohne in Konflikte zu geraten. Das ist Teil meines Rufes, aber auch meines Verrufes geworden.“
Auf seine Schauspiel-Ausbildung an der Münchner Otto Falckenberg Schule folgt eine Theater-Karriere. Dann kommen TV-Arbeiten dazu – die Liste der Filme und Serien, in denen Becker mitgewirkt hat, ist schier endlos.
1998 hat er einen Auftritt in jener Serie, von der er bis heute nicht lassen mag: In der ersten Folge von „In aller Freundschaft“ spielt er einen Autofahrer, der betrunken einen Unfall verursacht. 2006 kehrt er dauerhaft ins Team zurück – diesmal als Chef der Krankenhaus-Cafeteria an der Seite von Ursula Karusseit.
Schauspielern mit 90 – warum nicht?
Dass er inzwischen nur noch gelegentlich in der Serie mitspielt, bedauert Becker ein wenig – trotz oder gerade wegen seines hohen Alters. Doch immerhin habe er überhaupt die Möglichkeit, das sei auch nicht selbstverständlich. Es gebe kaum Schauspieler, die bis 90 und darüber hinaus arbeiten, sagt er. „Die meisten hören schon vorher irgendwann auf.“
Seine Alterserfahrung würde er auch bei „In aller Freundschaft“ einbringen wollen. Und das dürfe er gerne, heißt es von der Produktionsfirma. Altern und Sterben seien Themen, die in der Serie bisher wenig angerissen werden konnten.
Abseits der Arbeit schaut Becker zufrieden auf seine Familie. Mit seinen berühmten Kindern Ben und Meret Becker stehe er bis heute in ständigem Austausch. Nachdem seine erste Ehe scheiterte, heiratete er ein zweites Mal. Diese Ehe halte „unbeschädigt bis heute“. Sein jüngster Sohn sei 23 Jahre alt und habe zuletzt einige kleinere Auftritte absolviert. „Mal sehen, vielleicht betritt auch er die Bretter einer Bühne“, sagt Becker.