Formel 1: Zirkuspferd oder Genie? Hamiltons erster Sieg im Ferrari bedeutet (noch) nichts

Lewis Hamilton holt im Sprintrennen in China den ersten Sieg im Ferrari. Das lässt die Träume so mancher Ferraristi blühen. Leider sieht die Realität anders aus.

Lewis Hamilton hat seinen ersten Sieg im Ferrari eingefahren. Der Siebenfach-Weltmeister raste im Sprintrennen in Shanghai Samstagfrüh als Erster über die Ziellinie vor Oscar Piastri im McLaren und Max Verstappen im Red Bull. Dem Sieger vom ersten Grand-Prix-Wochenende in Melbourne, McLaren-Pilot Lando Norris, gelang nicht viel im ersten Kurz-Rennen der Saison. Norris, 25 Jahre alt, musste sich mit dem achten Platz zufriedengeben, was gerade mal für einen WM-Punkt reichte, während Hamilton acht Punkte für den ersten Platz einheimste.

Nach dem enttäuschenden Saisonauftakt in Australien kam der erste, kleine Erfolg für den 40-jährigen Hamilton überraschend. 

In Melbourne waren die Ferraris gnadenlos hinterhergefahren. Teamkollege Charles Leclerc wurde Achter, Hamilton landete auf dem zehnten Platz – eine bittere Pleite, die auf nichts Gutes für die folgenden Rennen hoffen ließ. Die Euphorie um die Kombination Ferrari und Hamilton erhielt einen kräftigen Dämpfer.

Die Namen Lewis Hamilton und Ferrari überstrahlen alles

Die Bekanntgabe des Hamilton-Engagements beim italienischen Rennstall und die Erwartungen, die sich daran knüpfen, waren in der vergangenen Saison das große Ding. Das Thema überstrahlte teilweise den Zweikampf an der Spitze zwischen Lando Norris und Max Verstappen (den dieser natürlich für sich entschied). Wenn Lewis Hamilton jetzt im roten Rennanzug durch das Paddock spaziert, lässt das bei Fans, Medien und Experten die wildesten Träume entstehen. Doch wie so häufig bei italienischen Träumereien will die Realität nicht folgen.

Die Gefahr, dass einer der größten Rennfahrer der Formel-1-Geschichte (oder der größte?) zu einer roten Zirkusnummer auf den letzten Metern seiner Karriere wird, ist durchaus gegeben. Das hat Melbourne gezeigt. Ferrari muss schnellstens den Anschluss an McLaren finden, die zu Beginn der Saison das schnellste Auto haben. Hamilton droht ein echtes Ärgernis. Denn das große Ziel seines Engagement ist der WM-Titel und nichts anderes.

Dass er selbst im gehobenen Alter immer noch ein großer Künstler ist, hat sein Sieg in im Sprintrennen bewiesen. Im Shanghai braucht es einen echten Reifenflüsterer, die Strecke „frisst“ die Pneus regelrecht auf. Wer nicht schonend fährt, fällt zurück. Hamilton war immer schon ein wahrer China-Spezialist. Sechs Siege holte er hier, kein anderer Fahrer holte mehr als zwei Erfolge.

Hamilton ist Realist

Schon am Freitag im Sprint-Qualifying war es gut für Hamilton gelaufen. „Ich bin heute mit einem guten Gefühl aufgewacht“, erzählte er am Freitag. „Ich habe das Gefühl, dass viele Leute den steilen Aufstieg unterschätzt haben, den es bedeutet, sich in einem neuen Team zurechtzufinden, sich in einem Team zu akklimatisieren.“ Nach dem Start-Ziel-Sieg am Samstag fügte er mit Blick auf die exorbitanten Erwartungen an: „Ich fühle keinen Druck. Wir müssen ruhig bleiben und einen Schritt nach dem anderen machen“, sagte er.

Hamilton zumindest ist Realist, das beweisen seine Worte. Dass die Situation aktuell keine WM-Titel-Träume zulässt, bewies das Qualifying für das Hauptrennen am Sonntag (ab 7.00 Uhr morgens bei live RTL), das nach dem Sprint folgte. Dort schwächelten die Ferraris. Hamilton und Leclerc gehen von Position fünf und sechs aus ins Rennen. Ferrari ist unter den Spitzenteams nur die Nummer vier. Mehr ist trotz eines Hamiltons und des Zaubers, den er verbreitet, nicht drin.

RTL überträgt das Rennen in Shanghai am Sonntag als eines von sieben ab 7.00 Uhr morgens live. Hier finden Sie einen Überblick der Grands Prix, die im Free-TV gezeigt werden.

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Quellen: DPA, „Frankfurter Allgemeine Zeitung„, „Motorsport total.com„.