Impfung gegen Krebs: Mehr Kinder und Jugendliche bekommen HPV-Impfungen

Spritzen gegen Krebs – eigentlich ein Traum: Gegen Humane Papillomviren, die Krebs auslösen können, gibt es eine Impfung, die Impfquote bleibt aber niedrig. Doch die Zahl der Erstimpfungen steigt.

Kinder und Jugendliche in Niedersachsen werden einer neuen Analyse zufolge häufiger gegen HPV geimpft – aber immer noch deutlich seltener als im Vor-Corona-Jahr 2019. Sexuell übertragbare Humane Papillomviren (HPV) können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum auslösen.

Erstimpfungen legen um zwölf Prozent zu

Zwischen Harz und Nordsee legten die HPV-Erstimpfungen 2023 um zwölf Prozent im Vergleich zum Jahr davor zu – hochgerechnet auf alle niedersächsischen Kinder bekamen rund 60.000 Mädchen und Jungen im Alter bis 17 die Spritze, wie eine Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit ergab. Das waren knapp 7.000 mehr als ein Jahr zuvor. Damit liege Niedersachsen im Bundestrend. Aber: Die Quote der Erstimpfungen in Niedersachsen war um rund 34 Prozent niedriger als vor der Pandemie – bei Mädchen war sie um 25 Prozent geringer, bei Jungen sogar um 42 Prozent.

Die HPV-Erstimpfungsquote der 9- bis 17-Jährigen in Niedersachsen lag 2023 demnach insgesamt bei 8,6 Prozent, nach 7,7 Prozent im Jahr 2022. Bei den Mädchen betrug die Quote 9,9 (2022: 8,8) Prozent, bei Jungen 7,3 (6,6) Prozent. 2019, also im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, betrug die Erstimpfungsquote dagegen noch 12,9 Prozent – unter den Mädchen waren es 13,2 Prozent, unter den Jungen 12,6 Prozent.

Trend bei Neunjährigen positiv

Für die Sonderanalyse wurden nach DAK-Angaben Abrechnungsdaten von rund 74.500 bei der DAK-Gesundheit in Niedersachsen versicherten Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren untersucht. Analysiert wurde der Zeitraum 2018 bis 2023. Die DAK-Gesundheit ist nach eigenen Angaben mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands. In Niedersachsen kommt die Kasse demnach auf 532.000 Versicherte.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt den Angaben zufolge eine HPV-Erstimpfung bei Kindern ab neun Jahren – und vor allem bei Neunjährigen ist der Trend demnach positiv: 2023 erhielten in Niedersachsen rund 26 Prozent mehr Kinder in dem Alter die erste Spritze, in der Altersklasse der 9- bis 14-Jährigen waren es 19 Prozent mehr als 2022. Im Vergleich mit 2019 allerdings gab es unter den 9- bis 14-Jährigen einen Rückgang um 19 Prozent, unter den 15- bis 17-Jährigen waren es sogar 58 Prozent weniger.

Gesundheitsminister sieht „Handlungsbedarf“

Mit Blick auf den Anstieg der Impfzahlen bei den jüngeren Kindern sprach DAK-Landeschef Dirk Vennekold von einer „Erfolgsmeldung“. „Es ist ein positives Signal, wenn wieder mehr Eltern ihre Kinder gegen HPV-bedingten Krebs impfen lassen“, sagte er, betonte aber: „Weil die Rate der Erstimpfungen aber immer noch niedriger als vor der Pandemie ist, brauchen wir eine weitere Aufklärung über die Vorteile der Krebsvorsorge.“ Es gebe große Chancen, Kinder und Jugendliche in den Schulen zu informieren. 

Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi erklärte mit Blick auf den Welt-HPV-Tag am 4. März, dass die Zahlen in die richtige Richtung wiesen. „Aber sie machen auch deutlich, dass weiterhin hoher Handlungsbedarf in der HPV-Krebsprävention besteht“, betonte der SPD-Politiker. 

Mehr Frauen als Männer erkranken an HPV-bedingtem Krebs

Die Krankenkasse teilte mit, nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6.250 Frauen an HPV-bedingtem Krebs. Unter Männern ist die Zahl geringer: Laut Robert Koch-Institut erkranken etwa 2.900 Männer pro Jahr an einem HPV-bedingten bösartigen Tumor.