Wildpflanzen-Expertin: Kräuterhexe und Influencerin: „Survival Siglinde“

In kurzer Hose, mit forschem Auftritt und Dialekt informiert sie als „Survival Siglinde“ auf Insta und Co. über Schätze der Natur – und seit neustem auch in einem Buch.

Mit breitem Dialekt, schnellem Witz und immer in pinkem T-Shirt und kurzer Jeans erklärt „Survival Siglinde“ etwa, warum Hagebuttenwurst gesund und Knutschen nach dem Genuss von Gundermann nicht die beste Idee ist. Hinter der Kunstfigur in den Videoclips steckt die Erfurterin Christine Rauch. Mit „Sörweiwl Siglinde“ – wie sie den Namen der Heldin ausspricht -begeistert sie inzwischen Tausende und vermittelt Wissen über Wildpflanzen. 

Auf Instagram folgen ihr knapp 74.000 Menschen, auf TikTok fast 21.000. Manches Video hat schon die Millionenmarke bei den Klicks geknackt und Rauch in die Reihen anderer bekannter Natur- und Pflanzen-Influencer wie „Robinga Schnögelrögel“ katapultiert.

Wie gut Rauch als Siglinde mit ihrem eigenwilligen Stil ankommt, zeigt sich auch darin, dass es nun auch ein Sachbuch von ihr gibt. Mit der Erfurter Illustratorin Erni Donnerberg legt sie „Wilde Pflanzen essen“ (Kosmos Verlag) einen frech-bunten Ratgeber vor, in dem sie einzelne Wildpflanzen, deren Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten vorstellt.

„Kräuterhexen-Familie“

Das Interesse am Grünzeug kommt bei Rauch von Haus aus: „Meine Mutter kommt aus einer Kräuterhexenfamilie, wir hatten früher einen großen Garten, durch den wir uns auch selbst versorgen konnten.“ Doch bevor sie sich mit der heimischen Pflanzenwelt auch beruflich auseinandersetzte, ging es für die 48-jährige Diplom-Betriebswirtin erst einmal in die Wirtschaft – mit Abstecher auch nach China.

Zurück zu den Pflanzen hat sie eine Nierenerkrankung gebracht. Um die Steine nachhaltig loszuwerden, stellte sie immer wieder die Ernährung um und landete schließlich bei den essbaren Wildkräutern. Als zertifizierte Fachberaterin zur Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen stellt sie mit ihrem Unternehmen nun etwa Pesto aus Brunnenkresse her, bietet Sammelspaziergänge, Kochkurse und Seminare rund ums wilde Grünzeug an.

Mit Brennnessel-Beinen viral gegangen

Aber wie kam dann Siglinde ins Spiel? Eine Praktikantin habe Videos für ihr Unternehmen machen wollen, erklärt die 48-jährige Rauch. Dabei sei die Kunstfigur entstanden. Das Video zur Feuertaufe mit kurzen Hosen im Brennnessel-Bad brachte dann den Durchbruch. „Das Video ging ab wie Schmidts Katze“, so Rauch über die Reaktionen dazu im Netz. 

In ihrer Kunstfigur sieht sie sich als „Infotainerin“ – will unterhalten und Wissen vermitteln. „Mein Ansinnen ist es, nicht dogmatisch zu sein: Es soll Spaß machen und die Leute abholen.“ Ein paar Dinge sollten diejenige aber doch beachten, die sich selbst nach wilden Kräutern in der Natur umschauen möchten, so Rauch: „Iss nichts, was du nicht kennst und denk an die Handstrauß-Regel: Also nur so viel nehmen, wie in eine Hand passt.“