Deutschlands größtes Geldhaus hat 2024 noch weniger verdient als erwartet. Vor allem eine teure Altlast trübt die Bilanz. Der Vorstand feilt jedoch bereits an neuen Zielen für die kommenden Jahre.
Befreit von teuren Altlasten will die Deutsche Bank nach einem erneuten Gewinneinbruch wieder durchstarten. „Wir sind entschlossen und zuversichtlich, dieses Jahr mehr als 10 Prozent Eigenkapitalrendite zu erreichen“, betont Konzernchef Christian Sewing. Der „sehr gute Januar“ bestärke das Management. Im vergangenen Jahr lag die Rendite mit 4,7 Prozent gerade nicht einmal halb so hoch.
Um die Bank „langfristig zur Nummer 1 in Europa zu machen“ feilt der Vorstand nach Sewings Angaben derzeit an einem Plan für die Jahre ab 2026 – Arbeitstitel: „Deutsche Bank 3.0“. Das Management sieht zum Beispiel Potenzial, durch schlankere Hierarchien und mehr Einsatz von Künstlicher Intelligenz Kosten zu senken.
Zudem gelte es, noch rigoroser dort einzugreifen, „wo wir Ressourcen in Geschäftsfelder stecken, die unterdurchschnittliche Renditen erzielen“, sagt Sewing. Möglicherweise müsse die Bank „sogar den einen oder anderen Bereich aufgeben“. Details will das Institut im Laufe des Jahres veröffentlichen. Im Jahr 2019 hatte sich das Geldhaus bereits vom Aktienhandel und dem Geschäft mit Hedgefonds verabschiedet.
Teurer Dauerstreit mit ehemaligen Postbank-Aktionären
Im vergangenen Jahr schnitt Deutschlands größtes Geldhaus schlechter ab als erwartet: Vor Steuern verdiente der Frankfurter Dax-Konzern knapp 5,3 Milliarden Euro und damit sieben Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der auf die Anteilseigner entfallende Überschuss brach gar um 36 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro ein. Ein Jahr zuvor hatte die Bank von einem milliardenschweren Steuereffekt profitiert.
Ursächlich für den erneuten Gewinnrückgang vor allem: die Entschädigung früherer Postbank-Aktionäre. Zusätzlich schlugen Fremdwährungskredite in Polen negativ zu Buche, wo viele Kreditinstitute ihre Kunden nach Gerichtsurteilen für die vor Jahren abgeschlossenen Verträge entschädigen müssen. Dafür legte die Deutsche Bank etwa 300 Millionen Euro zurück.
Die Entschädigung im Postbank-Rechtsstreit schlug mit 900 Millionen Euro zu Buche. Frühere Postbank-Aktionäre hatten geklagt, dass die Deutsche Bank ihnen vor Jahren einen höheren Preis für ihre Anteile hätte zahlen müssen. Denn das Geldhaus habe schon vor der Mehrheitsübernahme des Bonner Instituts im Jahr 2010 faktisch die Kontrolle über die Postbank gehabt. Das Oberlandesgericht (OLG) Köln gab den Alt-Aktionären Recht.
In Summe häuften sich bei der Deutschen Bank im vergangenen Jahr Kosten für Rechtsstreitigkeiten von 1,7 Milliarden Euro an. In den Monaten Oktober bis Dezember brach das den Aktionären zuzurechnende Ergebnis wegen Rechtskosten sogar um 92 Prozent auf 106 Millionen Euro ein.
Trotz Gewinneinbruchs höhere Dividende
Die Anteilseigner der Deutschen Bank sollen dennoch nicht zurückstecken – im Gegenteil: Die Dividende soll von 45 Cent auf 68 Cent je Aktie angehoben werden. Zudem will das Management über einen weiteren Rückkauf von Deutsche-Bank-Aktien 750 Millionen Euro an die Anteilseigner zurückgeben.
Abseits der Sonderbelastungen lief es für die Deutsche Bank 2024 in Summe zufriedenstellend. Zwar legte die Bank gut 1,8 Milliarden Euro für drohende Kreditausfälle zurück und damit rund 300 Millionen mehr als im Vorjahr. Zugleich legten jedoch die Erträge – also die gesamten Einnahmen der Bank – um 1,2 Milliarden auf knapp 30,1 Milliarden Euro zu und machten die höhere Risikovorsorge mehr als wett. Sewing zeigte sich zuversichtlich, dass 2025 eine weitere Steigerung der Erträge auf rund 32 Milliarden Euro gelingen wird.
Die Zuversicht, dass auch das Zehn-Prozent-Renditeziel erreicht wird, begründet der Konzernchef mit dem Wegfall von Umbau- und Rechtskosten: „Die Bilanz ist sehr gut aufgeräumt.“ Der Vorstand gehe davon aus, dass die nicht-operativen Kosten in diesem Jahr um zwei Milliarden Euro sinken werden. „Wir glauben auch, dass wir den Höhepunkt der Wertberichtigungen auf der Kreditseite 2024 gesehen haben“, sagt Sewing.
Kostenziel weniger ehrgeizig
Nicht ganz halten kann der Vorstand hingegen seine Pläne zur Kostensenkung. Bisher sollten die Kosten im Jahr 2025 weniger als 62,5 Prozent der Erträge aufzehren. Jetzt sollen es nur noch weniger als 65 Prozent sein. Im vergangenen Jahr verschlechterte sich diese sogenannte Kosten-Ertrag-Relation wegen der Sonderbelastungen sogar von 75 auf 76 Cent. Heißt: Um einen Euro Ertrag zu erzielen, musste die Deutsche Bank 76 Cent aufwenden.
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