Medikamente sind verboten, Heilung kommt nur von Gott – daran glaubt eine radikale Sekte in Australien. Für die achtjährige Elizabeth bedeutete es das Todesurteil.
Sie nennen sich „Die Heiligen“ und glauben nicht an die Mittel der Medizin: Die Mitglieder einer Sekte in Australien sollen einem kranken Kind ärztliche Behandlung verweigert haben, weil sie offenbar davon ausgingen, dass Gott es heilen würde. Die acht Jahre alte Elizabeth starb – die Sektenmitglieder mussten sich vor Gericht verantworten.
Das Mädchen litt an Diabetes Typ 1 und war dringend auf Insulinspritzen angewiesen. Diese wurden ihr von den Mitgliedern der radikalen Glaubensgemeinschaft jedoch verweigert. Nach sechs Tagen starb das Kind im Januar 2022. Statt ärztliche Hilfe zu holen oder ihr die Medikamente zu verabreichen, wollten die Eltern und andere Sektenmitglieder mit Gebeten die Heilung herbeiführen. Die Eltern sowie zwölf weitere Angeklagte wurden im australischen Bundesstaat wegen Totschlags verurteilt.Paid Interview Rohmann Sekten 1605
Sekte verweigerte dem Kind Insulinspritzen
Alle 14 Angeklagten hätten von Elizabeths lebensgefährlichem Gesundheitszustand gewusst, erklärte der Richter. Erst 36 Stunden nach ihrem Tod seien die Behörden benachrichtigt worden. Der Vater des Mädchens sowie der Sektenanführer waren ursprünglich sogar wegen Mordes angeklagt gewesen. Zu den Verurteilten gehören auch die Mutter und der Bruder des Opfers.
„Ihr wurde die eine Sache vorenthalten, die höchstwahrscheinlich ihr Leben gerettet hätte“, sagte der Richter in seiner Urteilsbegründung. Den Eltern warf er eine „ungeheuerliche Vernachlässigung ihrer Fürsorgepflicht“ vor. Dennoch wollte er die Angeklagten nicht wegen Mordes verurteilen – diesen sei möglicherweise nicht bewusst gewesen, dass das Mädchen tatsächlich sterben würde.
Eine erwachsene Schwester des Opfers distanzierte sich mit klaren Worten von der Sekte: „Wir sind heute nur hier, weil nicht früher mehr getan wurde, um sie zu schützen oder sie aus einer unglaublich unsicheren Situation in ihrem eigenen Haus zu befreien.“ Laut BBC gehören der Glaubensgemeinschaft nur etwa zwei Dutzend Mitglieder aus drei Familien an. Der Vater der verstorbenen Elizabeth hält auch nach dem Tod seiner Tochter an seinem Glauben fest. Er sei sich sicher, dass das Mädchen wieder auferweckt würden, sagte er im Zeugenstand. Der Sektenführer nannte den Prozess „religiöse Verfolgung“. Im Februar soll das Strafmaß für die 14 Angeklagten verkündet werden. Es könnten sie lebenslange Haftstrafen erwarten.