Neue Krimi-Serie „High Potential“: Sherlock Holmes mit Putzeimer

Mit Lolli, Charme und Putzeimer: In der neuen Krimiserie „High Potential“ entpuppt sich eine Reinigungskraft als polizeiliches Naturtalent.

Die TV-Krimiwelt ist um eine charismatische Hobbydetektivin reicher. In der US-amerikanischen Serie „High Potential“, die hierzulande am 23. Januar ihr Debüt beim Streamingdienst Disney+ feiert, entpuppt sich eine Reinigungskraft der Polizei als wahres Naturtalent im Lösen von Fällen – quasi als Sherlock Holmes in Putzhandschuhen. Was der Blick in die USA bereits eindrucksvoll zeigt: Nicht nur ihre Protagonistin, sondern auch die Serie selbst besitzt hohes Potenzial.

Erst Flecken, dann Fälle lösen – darum geht es

Zentrale Figur in „High Potential“ ist die alleinerziehende dreifache Mutter Morgan (Kaitlin Olson, 49), die sich mit einem Job als nächtliche Reinigungskraft des LAPD über Wasser hält. Was keiner der Beamten vor Ort weiß: Die Frau mit Vorliebe für extravagante Outfits und Kojak-Gedächtnis-Lolli besitzt einen IQ von 160 und könnte wohl die meisten Fälle, an denen sich die Cops die Zähne ausbeißen, mit geschlossenen Augen lösen.

Als sie während ihrer Arbeit versehentlich die Akte zu einem Mordfall herunterwirft, kommt sie bei einem Blick auf die Tatortfotos nicht umhin, die zuständigen Ermittler dezent in die richtige Bahn zu lenken. Zunächst ist Detective Karadec (Daniel Sunjata, 53) ob dieser Dreistigkeit einer Putzfrau außer sich vor Wut. Doch ebenso schnell muss er sich eingestehen, dass Morgan ihre Zweifel an der Schuld der Tatverdächtigen mit validen Argumenten zu untermauern weiß. Zu diesem Schluss kommt schließlich auch die Leiterin (Judy Reyes, 57) der Abteilung für schwere Verbrechen des LAPD – und engagiert Morgan prompt als externe Beraterin.

Die Mischung macht’s

Der grundsätzliche Kniff, anstelle der Polizeibeamten einen vermeintlichen Normalo zum Meisterermittler zu machen, mag nicht neu sein. Tatsächlich ist „High Potential“ selbst ein Remake der französischen Vorlage „High Potentiel Intellectuel (HPI)“. Das Erfolgsrezept der US-Version liegt in der Zusammenstellung der Personen vor und hinter der Kamera begründet. Als Schöpfer der Adaption zeichnet Drew Goddard (49) verantwortlich, der schon als Autor für diverse Film- und TV-Produktionen sein Talent für interessante Figuren und spannende Storys bewiesen hat.

So verfasste er etwa das Drehbuch der Bestseller-Verfilmung „Der Marsianer“ und der innovativen Horror-Komödie „The Cabin in the Woods“ als Co-Autor. Auch für die Serien „Lost“, „Buffy: Im Bann der Dämonen“ und der gefeierten Marvel-Serie „Daredevil“ war er als Drehbuchautor tätig. Im letztgenannten Beispiel und wie jetzt bei „High Potential“ auch als ausführender Produzent.

Vor der Kamera wirken unter anderem zwei Schauspielerinnen mit, die für ihr punktgenaues Comedy-Timing bekannt sind. Hauptdarstellerin Kaitlin Olson beweist nun immerhin schon seit 20 Jahren und als einziges weibliches Mitglied der „It’s Always Sunny in Philadelphia“-Gang sowohl Humor als auch Durchsetzungsvermögen in einer scheinbaren Männerdomäne. Und ihre LAPD-Chefin Selena wird von Judy Reyes gespielt, die sich in acht von neun „Scrubs“-Staffeln mit den beiden Quatschköpfen J.D. (Zach Braff, 49) und Turk (Donald Faison, 50) herumschlagen musste.

Für wen ist „High Potential“?

Wer also eine Abwechslung von bierernster Krimikost will, bei der der Drama-Aspekt dennoch nicht zu kurz kommt, sollte den zehn Episoden von „High Potential“ eine Chance geben. In den USA sah das TV-Publikum zumindest das hohe Potenzial der Serie. Erst vor wenigen Tagen wurde sie aufgrund der guten Einschaltquoten von Sender ABC um eine zweite Staffel verlängert, wie „Variety“ berichtete.