Eine Putzfrau in England wurde gefeuert, weil sie in vier Jahren mehr als 400 Tage krank war. Die Frau zog gegen ihren Ex-Arbeitgeber vor Gericht – und bekam Recht.
Seit Jahren litt die Reinigungskraft unter mentalen Gesundheitsproblemen: Angststörungen, einer bipolaren Störung, Depressionen – und damit nicht genug. Seit September 2018 arbeitete sie im Royal Lancaster Infirmary, einem Krankenhaus im englischen Lancaster.
Darf mein Chef kündigen wegen Krankheit
Von 2019 bis 2023 war sie mehrmals länger krankgeschrieben. In 85 Prozent der Fälle aufgrund ihrer psychischen Probleme. Insgesamt kam sie auf 406 Fehltage. Wie aus der Anklageschrift zu entnehmen ist, hatte sie das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber gesucht und darum gebeten, ihre Arbeitsstunden reduzieren zu dürfen. Dafür hätte sie jedoch den Arbeitsbereich wechseln müssen. Da es für sie aufgrund von Ängsten belastender gewesen wäre, in einem anderen Bereich des Krankenhauses zu arbeiten– in dem sie weder die Abläufe noch die Kollegen kannte – entschied sie sich widerwillig, ihre Arbeitszeiten beizubehalten.
Arbeitgeber muss Putzfrau hohe Schadenssumme zahlen
Obwohl mehrere arbeitsmedizinische Gutachten aus 2019 und 2020 der Frau „komplexe psychische Gesundheitsprobleme“ und eine Behinderung im Sinne des „Equality Act 2010“ bescheinigten, der Menschen rechtlich vor Diskriminierung am Arbeitsplatz schützt, erhielt sie am 27. Juni 2023 ihre Kündigung. Denn das Krankenhaus hatte am 12. Januar 2021 ein weiteres arbeitsmedizinisches Gutachten erhalten, in dem laut Anklage „seltsamerweise“ festgestellt wurde, dass die Frau keine Behinderung im Sinne des „Equality Act 2010“ habe. Von wem dieses Gutachten stammt oder wer es in Auftrag gegeben hat, geht aus der Anklageschrift nicht hervor.
Das Gericht entschied jedoch, dass der Arbeitgeber seine Entscheidung über die Kündigung nur auf dieses eine Gutachten gestützt und die anderen medizinischen Beweise für eine Behinderung außer Acht gelassen habe. Er habe es demnach „unterlassen, die besonderen Bedürfnisse der Klägerin zu berücksichtigen und eine Lösung zu finden, die sowohl ihre Gesundheit schützt als auch eine fortgesetzte Beschäftigung ermöglicht“. Als Entschädigung muss der Arbeitgeber der Frau 49.147 Pfund zahlen.
Quellen: Arbeitsgericht Manchester, „Daily Mail“,gov.uk