Flammeninferno von Los Angeles dehnt sich weiter aus – Kein Ende in Sicht

Das Flammeninferno in Los Angeles und Umgebung hat sich am Wochenende nochmals ausgedehnt – und trotz des tagelangen massiven Löscheinsatzes ist weiter kein Ende in Sicht. Nachdem sich die Flammen am Samstag vom Stadtteil Pacific Palisades weiter nach Osten und Norden ausgebreitet hatten, warnten die Behörden am Sonntag vor neuen starken Winden, die die Feuer weiter gefährlich anfachen könnten. Die offizielle Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 16.

Mit Windstärken von bis zu 80 Stundenkilometern sei die Lage weiter „kritisch“, warnte die Feuerwehr. Der starke Wind könne bestehende Brände anfachen und Flammen und Glut in neue Gebiete tragen. Im noblen Stadtteil Pacific Palisades breiteten sich die Flammen bereits weiter aus und bedrohten auch das berühmte Kunstmuseum Getty Center. Zudem bewegten sich die Flammen in Richtung des dicht besiedelten Tals San Fernando Valley.

Während die Gerichtsmedizin des Verwaltungsbezirks Los Angeles die neue Zahl von 16 Toten veröffentlichte, durchsuchten Einsatzkräfte mit Spürhunden die Ruinen ausgebrannter Häuser auf der Suche nach Vermissten. Sheriff Robert Luna sagte, er gehe „leider davon aus, dass die Zahl der Toten noch steigen wird“. 

Neue offizielle Zahlen dokumentierten das ganze Ausmaß der Katastrophe: Das sogenannte Palisades Fire war nur zu elf Prozent eingedämmt und vernichtete bereits 9500 Hektar Fläche. Das Eaton Fire, das unter anderem im Vorort Altadena wütete, war zu 27 Prozent unter Kontrolle und verschlang etwa 5660 Hektar. Das Kenneth Fire bei Calabasas wurde am Sonntag dagegen vollständig unter Kontrolle gebracht.

Nach Angaben der Brandschutzbehörde Cal Fire wurden etwa 12.000 Gebäude vernichtet. Eingerechnet wurden dabei aber auch Anbauten, Wohnmobile und Schuppen.

Die deutschen Kulturstätten Thomas-Mann-Haus und Villa Aurora im besonders stark betroffenen Pacific Palisades schienen aber den Flammen weiterhin standzuhalten. Beide Häuser seien nach den vorliegenden Erkenntnissen nicht beschädigt worden, lägen aber weiterhin in der Gefahrenzone, teilte der Trägerverein mit. In den Häusern hatten die Schriftsteller Thomas Mann und Lion Feuchtwanger während ihres Exils gelebt.

In der Millionenmetropole herrschte auch große Furcht vor Plünderungen. Um solche Raubzüge zu verhindern, wurden in mehreren Vierteln nächtliche Ausgangssperren verhängt. Die Polzei nahm mehrere mutmaßliche Plünderer fest, darunter ein Mann im Kostüm eines Feuerwehrmanns. An einem Haus in Pacific Palisades hing neben der US-Fahne ein Schild mit der Warnung „Plünderer werden erschossen“.

Polizei und Nationalgarde richteten Kontrollpunkte am Rande der Katastrophenzonen ein, um die Ausgangssperren zu kontrollieren und für Sicherheit zu sorgen. Die Checkpoints sorgten aber für Frustration unter Evakuierten, die stundenlangen anstanden, um zu ihren Häusern oder deren Überresten zurückzukehren. Am Sonntag ließ die Polizei nach Angaben von Sheriff Luna dann niemanden mehr durch, weil es nach Auffrischen des Windes zu gefährlich sei.

Mehr als 180.000 Menschen hatten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen müssen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Stars und andere Prominente. Am Sonntag galten noch Evakuierungsanordnungen für rund 100.000 Menschen.

Die Brände verschlechterten auch zusehends die Luftqualität. Die örtliche Gesundheitsbehörde riet den Bewohnern, ihre Wohnungen möglichst wenig zu verlassen. Wer im Freien arbeiten müsse, solle N95-Atemschutzmasken verwenden – was in Europa dem Standard FFP2 entspricht. Wegen der erhöhten Luftverschmutzung hatte der Verwaltungsbezirk bereits am Freitag den Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Unterdessen wurde weiter über die Verantwortung für das Ausmaß der Brände diskutiert. Der künftige Präsident Donald Trump von den Republikanern warf den Behörden im von den Demokraten dominierten Kalifornien „Unfähigkeit“ vor. Die Behörden bekämen es einfach nicht hin, die Feuer zu löschen, schrieb er in seinem Onlinedienst Truth Social. „Was stimmt nicht mit ihnen?“, fragte Trump. 

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom wies Trumps Kritik und dessen „Beleidigungen“ zurück. Zugleich lud er den designierten Präsidenten nach Los Angeles ein, um sich vor Ort ein Bild von den Zerstörungen zu machen. Die in der Kritik stehende Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, versicherte, alle Behörden zögen bei der Brandbekämpfung am selben Strang. „Ich glaube, die Stadt ist vorbereitet“, sagte sie am Sonntag.

Zuvor hatte die Feuerwehrchefin von Los Angeles eine unzureichende Finanzierung ihrer Behörde moniert. Im umliegenden Verwaltungsbezirk Los Angeles hat die Feuerwehr nach Angaben ihres Chefs Anthony Marrone inzwischen dutzende Löschfahrzeuge und Löschmannschaften als Verstärkung erhalten.