Concentrix: Das ist die unbekannte Firma, die für Facebook und Instagram Fakten prüft

Concentrix hat jahrelang von der Partnerschaft mit Meta profitiert, indem es Inhalte bei Facebook und Instagram prüft. Das Unternehmen dürfte damit bald seinen Job los sein.

Es ist erst ein halbes Jahr her, dass der kalifornische Konzern Concentrix in die Liste der 500 umsatzstärksten Unternehmen, die Fortune 500, aufrückte. Man sei „unglaublich stolz“, erklärte CEO Chris Caldwell damals. Es unterstreiche „das Engagement unserer Game-Changer“, so Caldwell. Doch was diese Game-Changer bei Concentrix sind – das weiß eigentlich niemand so genau, schon gar nicht in Deutschland. Auf den ersten Blick ist das Unternehmen eine Blackbox hinter Begriffen wie KI, Technologie und Serviceunternehmen. Ganz praktisch macht Concentrix aber Folgendes: seinen Kunden alle möglichen unangenehmen Aufgaben abnehmen. Oft in riesigen Callcentern, mit entsprechender Technologie dahinter.

Eine dieser unangenehmen Aufgaben sind etwa Fake News, und wie Soziale Medien damit umgehen müssen. Daher ist einer der wichtigsten Kunden auch Meta mit seinen Plattformen Facebook und Instagram. Concentrix filtert dort mithilfe seiner Technologie potenzielle Fake News, Hassrede und strafbare Inhalte heraus – ein Mensch entscheidet später darüber, was mit dem Post passiert. Concentrix ist somit (neben anderen Dienstleistern wie Teleperformance) ein wichtiger Treiber dafür, welche Inhalte den Nutzern eingespielt werden.

Meta gleicht sich an Musk-Plattform X an

Dass Meta-Chef Mark Zuckerberg am Dienstag nun mitteilte, sein Unternehmen werde in Zukunft weniger stark in Inhalte eingreifen – alles unter dem Deckmantel der „Free Speech“ – ist somit ein direkter Angriff auf das Geschäftsmodell von Concentrix. User sollen in Zukunft selbst entscheiden, ob ein Beitrag schädlich ist oder auf falschen Fakten beruht – ähnlich den Community Notes auf Elon Musks Plattform X. Für Concentrix sind dies keine guten Nachrichten. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben zwar mehr als 2000 Kunden, darunter über 155 aus der Fortune 500. Doch kaum ein Unternehmen ist öffentlich so stark mit Concentrix verbunden wie Meta.

Wie viel des prognostizierten Jahresumsatzes 2024 von 9,6 Mrd. Dollar auf Meta entfällt, gibt Concentrix auf Capital-Anfrage nicht an. Allerdings steht der Technologie- und Mediensektor, wozu auch Meta zählt, für 43 Prozent des gesamten Umsatzes. Üblicherweise entfällt der Löwenanteil davon auf sehr wenige Großkunden – wie zum Beispiel Meta.

Zuckerberg politisch

Concentrix ist auch in Deutschland aktiv und hat laut der Karriereplattform Linkedin allein in Berlin mindestens 50 Angestellte, die sich als „Meta Marketing Pro“ beschreiben. Hinter der Bezeichnung stecken allerlei Aufgaben, die Meta an Concentrix auslagert. Grob vereinfacht sind dies Callcenter-Angestellte mit allerlei Aufgaben. Diese erledigen nicht nur die Inhalte-Moderation, sondern betreiben beispielsweise auch Kaltakquise bei potenziellen Werbekunden. Wie viele allein für die Moderation zuständig sind, gibt Concentrix nicht an.

Meta gibt Milliarden für Sicherheit aus

Allein die Zahl zeigt allerdings, wie groß der Personal-Apparat sein muss, den Meta für die Inhalte-Moderation weltweit angestellt hat – direkt oder indirekt.

Neben der möglicherweise echten Überzeugung von Meta-Chef Zuckerberg, dass Inhalte weniger stark moderiert werden sollten, könnte die Entscheidung vom Dienstag also auch harte betriebswirtschaftliche Gründe haben. Auch Meta gibt in seinen Zahlen nur grob an, wie viel Geld es in saubere Netzwerke pumpt. Demnach flossen 2022 rund 13 Mrd. US-Dollar in Sicherheit und Moderation, was rund elf Prozent des Gesamtumsatzes entsprach. Zu diesen Aufwendungen zählen allerdings nicht nur die Ausgaben für Concentrix, sondern beispielsweise auch für Datenschutz und Cybersecurity. Nichtsdestotrotz dürften die potenziellen Einsparungen gewaltig sein – und vor allem Firmen wie Concentrix treffen.

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