Der künftige US-Präsident Donald Trump ist scharf auf Grönland. Die Gründe liegen unter dem Eis.
Grönland, die größte Insel der Welt, ist in den letzten Tagen und Wochen verstärkt in den Fokus von Donald Trump gerückt.
Der künftige US-Präsident hat schon häufiger in seinem sozialen Netzwerk Truth Social von der Insel geschwärmt. Nun fliegt auch noch sein Sohn Donald Trump Jr. in die Hauptstadt Nuuk.
Obwohl Don Juniors Besuch privat sein soll, sorgt er für Schlagzeilen und „Breaking News“ in den dänischen Medien.Donald Trump Jr. reist mit Entourage nach Grönland 07.17
Donald Trump träumt von Riesen-USA
Denn Trumps Interesse an Grönland ist nicht neu. Schon während seiner ersten Amtszeit wollte er die Insel von Dänemark kaufen. Vor wenigen Wochen erneuerte er seine Ansprüche – nicht nur auf Grönland, sondern auch auf den Panamakanal und eine Union mit Kanada. „Zusammen – was wäre das für eine großartige Nation“, schrieb er auf Truth Social.
Aber was will Donald Trump eigentlich von oder mit Grönland? Will er – wie Russland – die Staatsgrenzen erweitern? Den gesamten nordamerikanischen Kontinent unter US-Flagge bringen? Ein Trump-Casino in Nuuk?
Anders als beim Kauf Louisianas im Jahr 1803 (Handel und Zugang zum Mississippi) und von Alaska (Russland brauchte Geld) dürfte es dieses Mal um die geostrategische Bedeutung Grönlands gehen. Die schmelzende Welt 06.33
Liegt’s an der strategischen Lage Grönlands?
Tatsächlich liegt die Rieseninsel günstig: zwischen Europa und dem amerikanischen Festland, in der Nähe Russlands und der Arktis, die für Großmächte wie China immer interessanter wird. Hier könnte Grönland die Rolle eines strategischen Bollwerks spielen.
Zwei Dinge sprechen jedoch gegen dieses Argument: Zum einen haben die USA in Grönland bereits militärisch Fuß gefasst. Der Militärstützpunkt Pituffik Space Base – früher Thule Air Base – überwacht Weltraumaktivitäten und Raketenstarts und dient als Frühwarnsystem. Und da Grönland ein autonomes Gebiet ist, gehört es zu Dänemark – und damit auch zur Nato.
Ein Vorteil eines Grönlands unter US-Flagge oder eines unabhängigen Grönlands wäre, dass sicherheitspolitische Fragen und Vereinbarungen nicht mehr den Weg über Kopenhagen nehmen müssten. Das strategische Argument könnte aber auch nur vorgeschoben sein – bei Donald Trump weiß man ja nie.STERN PAID 42_21 Woher kommen die Daten zur Klimaforschung 06.27
Bodenschätze und viele, viele Dollars
Der wahre Grund liegt wohl tiefer – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn unter dem Eis Grönlands werden wertvolle Bodenschätze vermutet: Öl, Metalle wie Uran und Seltene Erden. Und gerade bei Letzteren dominiert derzeit der US-Rivale China als Weltmarktführer.
Wenn das Eis Grönlands durch den Klimawandel schmilzt und die Ressourcen freigibt, könnten die USA unabhängiger von anderen Staaten werden und sich gleichzeitig eine goldene Nase verdienen. Ähnlich wie damals mit Alaska, das sich als Goldgrube entpuppte. Hier dürfte Trump – als Geschäftsmann, der er seit jeher ist – wohl eher die Dollars sehen, die unterm Eis schlummern.
Ein Nebeneffekt von Trumps Gebaren: Er punktet bei seiner MAGA-Basis und bekommt PR.
Wird Donald Trump also in Grönland einmarschieren und es gewaltsam unter US-Herrschaft bringen?
Auch, wenn Trump vieles zuzutrauen ist: Eine Annexion wäre äußerst unwahrscheinlich. Denn Dänemark ist Nato-Land, ebenso die USA. Es gibt internationale Verträge, Partnerschaften, Verpflichtungen. Außenpolitisch also ein Minenfeld. Abgesehen davon: Woher sollen die hoch verschuldeten USA das Geld für einen Kauf nehmen? In seiner Sofaritze wird Trump es nicht finden. Wird die Arktis zu „einer Arena des Großmachtwettbewerbs“? 06.09
Fakt ist: Mit seinen Grönland-Wünschen treibt Trump den Keil zwischen Kopenhagen und Nuuk noch tiefer. Grönland war lange Kolonie, ist heute ein autonomer Staat im Königreich Dänemark. In der Außen- und Verteidigungspolitik hat aber die dänische Regierung das letzte Wort. Die Grönländer wollen einerseits eine unabhängige Nation – sind finanziell aber noch stark von Kopenhagen angewiesen. Trumps Interesse heizt die Unabhängigkeitsdebatte aber nun weiter an. Und sollten die Grönländer sich tatsächlich für die Unabhängigkeit entscheiden, könnten die USA ihren Einfluss dort massiv ausbauen.
Denn ein Land, das etwa sechsmal so groß ist wie Deutschland, aber nur 56.000 Einwohner hat, braucht eine Schutzmacht. Und da haben die USA einfach die besseren Karten als das kleine Dänemark.