Fünf Produkte zur Wahl: „Mogelpackung des Jahres“: Wer hat am dreistesten beim Preis getrickst?

Die Verbraucherzentrale Hamburg ruft zur Wahl der „Mogelpackung des Jahres“ auf. Fünf Fälle stehen zur Wahl – vom Orangenschwund bis zur ganz besonderen Preisaktion.

Versteckte Preiserhöhungen, halbleere Packungen und kreative Produkt-Rebrandings: Die Verbraucherzentrale Hamburg hat im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Beschwerden über Mogelpackungen erhalten. Aus diesen Produkten stellt sie nun fünf Kandidaten zur Wahl der „Mogelpackung des Jahres“. Bis zum 21. Januar um 16 Uhr können Verbraucherinnen und Verbraucher online abstimmen, wer den Negativpreis bekommen soll.

Unterm Strich zählte die Verbraucherzentrale 2024 weniger Mogelpackungen als im Vorjahr. Dafür seien die versteckten Preiserhöhungen bei diesen im Schnitt deutlich heftiger ausgefallen. Wenn schon beim Preis tricksen, dann aber offenbar richtig. Die Verbraucherschützer fordern schon seit Längerem ein Verbot von Mogelpackungen und eine explizite Kennzeichnung von Füllmengenänderungen. 

„Mogelpackung des Jahres“ – fünf Kandidaten zur Wahl

Dies sind die fünf von der Verbraucherzentrale zur Wahl gestellten Kandidaten:

Mogelpackung-Kandidat 1: Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz
© Verbraucherzentrale Hamburg

Luftige Umverpackung im Gewürzregal

Das Tomaten-Gewürzsalz der Marke Lebensbaum wird seit einiger Zeit in neuer Dose verkauft. Die kostet 3,99 Euro statt 2,99 Euro, obwohl nur noch 80 statt 150 Gramm drin sind. Die Preiserhöhung wird gut versteckt: Während die alte Dose gut gefüllt war, steckt in der neuen 40 Prozent Luft, wie die Verbraucherzentrale nachgemessen hat. Der Hersteller spricht in einer Stellungnahme von einer „verbrauchsoptimierten Größe“, die neue Verpackung sei nachhaltiger als die alte. Die Preiserhöhung sei wegen höhere Kosten für Rohstoffe, Transport und Energie unumgänglich.

Mogelpackung-Kandidat 2: Cremissimo Vanille-Eis
© Verbraucherzentrale Hamburg

Eisschmelze bei Cremissimo

Wer Vanilleeis der Marke Cremissimo kauft, sollte besser genau hinschauen, wie viel Eis er fürs Geld bekommt. Denn zum Preis von 3,99 Euro bekam man im vergangenen Jahr in manchen Läden erst 1300 Milliliter Inhalt und kurz darauf eine fast identisch aussehende Packung mit nur 900 Milliliter Inhalt angeboten. Das entspricht einer Teuerung von 44 Prozent pro Milliliter. Hersteller Unilever betont, die größere „Familienpackung“ gebe es auch weiterhin, laut Verbraucherzentrale wird sie aber nur hin und wieder als Sonderaktion angeboten. Kurios: In manchen Supermärkten standen die unterschiedlichen Größen zeitweise zum selben Preis nebeneinander im Regal.

Mogelpackung-Kandidat 3: Granini Trinkgenuss Orange
© Verbraucherzentrale Hamburg

Zuckerwasser ersetzt Orangensaft

Bei Granini ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, dass nur noch halb so viele Orangen im Produkt stecken. Denn die Flasche ist immer noch gleich groß, kostet das Gleiche und enthält genauso viel Flüssigkeit wie vorher. Aber: Statt 100 Prozent Orangensaft enthält sie nur 50 Prozent. Der Rest ist im Wesentlichen Wasser und Zucker. Die Verbraucherzentrale sieht einen klassischen Fall von „Skimpflation“ (gleicher Preis für weniger Qualität). Eckes-Granini begründet die Umstellung vom puren Saft auf den gestreckten „Orangennektar“ mit der schlechten Orangenernte und damit verbundenen Preissteigerungen im Einkauf. Eine Verbrauchertäuschung sieht Granini nicht, da der Hinweis „100%-Fruchtsaft“ auf dem Etikett entfernt und die Farbe des Etiketts angepasst wurde.

Mogelpackung-Kandidat 4: Biscotto Waffelblättchen
© Verbraucherzentrale Hamburg

Aktion Preisverdopplung

Bei den Waffelblättchen der Aldi-Marke Biscotto ist die versteckte Preiserhöhung nicht schwer zu berechnen: Halber Inhalt zum gleichen Preis macht 100 Prozent Preisaufschlag pro Gramm. Den Verbraucherschützern stieß zudem sauer auf, dass die neue, kleinere Packung im Laden mit roten Preisschildern als „Aktion“ angepriesen wurde. Kundinnen und Kunden könnten so leicht denken, dass hier etwas besonders günstig angeboten werde, das Wörtchen „Aktion“ bezog sich aber nur darauf, dass das Produkt nicht dauerhaft im Sortiment zu finden ist. Aldi Nord erklärte hingegen, der angepasste Inhalt sei „durch eine neue Verpackungsgröße und -form deutlich erkennbar“. Die Preisverdopplung erkläre sich aus den „sehr stark gestiegenen Rohstoffpreisen für Kakao“.

Mogelpackung-Kandidat 5: Dove Duschgel
© Verbraucherzentrale Hamburg

Wie innovativ ist das?

„Reichhaltige Pflege“ von Dove gibt es nun in neuem Format – und zu neuem Preis. Statt unter 2 Euro kostet das Duschgel jetzt deutlich über 3 Euro, dabei ist sogar weniger drin. Preiserhöhung je Milliliter: 97 Prozent. Hersteller Unilever begründet die Preiserhöhung durch die „neue, wesentlich hochwertigere und noch pflegendere Formulierung in einer neuen, innovativen Flaschenform“. Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist das reiner Marketingsprech: Es handle sich um eine „typische Flasche für ein Duschprodukt“, die Inhaltsstoffe des alten und neuen Produkts seien „nahezu identisch“. Die ersten 22 Inhaltsstoffe tauchen in exakt derselben Reihenfolge wieder auf. Von insgesamt 29 Inhaltsstoffen sind nur 2 neu.

Hier finden Sie die Online-Abstimmung zur „Mogelpackung des Jahres“