Königliche Weihnachten: Doppelte Bescherung und schlemmen am Büffet: So feiern die spanischen Royals

Im eigenen Schloss oder am anderen Ende der Welt: Wir stellen die unterschiedlichen Weihnachtstraditionen in den europäischen Königshäusern vor. Heute: Spanien.

Im spanischen Königshaus ist das Weihnachtsfest katholisch geprägt – und überraschend einfach gestaltet. Die Bourbonen sind eines der ältesten und bedeutendsten Fürstengeschlechter Europas. Es gibt sie seit dem frühen Mittelalter und sie regierten in einer anderen Linie jahrhundertelang nicht nur auf der iberischen Halbinsel, sondern auch in Frankreich. Die jetzige Königsfamilie sitzt seit 1978 wieder auf dem Thron. 1873 gab es eine Revolution, worauf der damalige König abdanken musste. Nach knapp zwei Jahren fand eine Wiedereinführung statt, die aber nicht lange Bestand hatte. 1931 wurde der Ur-Großvater von König Felipe, Alfons XIII., gezwungen, ins Exil zu fliehen.

Bis in die 1970er-Jahre herrschte in Spanien eine Militärregierung unter General Franco. Dieser bestimmte jedoch den jungen Bourbonen-Prinzen Juan Carlos zu seinem Nachfolger, sodass die Monarchie nach dem Tod des Generals aufs Neue eingeführt wurde. Der damalige König Juan Carlos und seine Frau Sofía schufen ihre eigenen, neuen Traditionen. Durch die wechselvolle Vorgeschichte ist diese Königsfamilie mehr als andere Monarchien vom guten Willen ihrer Untertanen abhängig. Ohne großes privates Vermögen und mit nur einer moderaten staatlichen Apanage ausgestattet bemühen sie sich seit jeher, eher bescheiden aufzutreten und auch privat den Pomp der britischen Verwandten zu meiden. Das zeigt sich bis heute auch an den Festtagsbräuchen der Bourbonen.FS Felipe Spanien Krönung 11.28

Die Gastgeber des Festmahls an Heiligabend sind seit ihrer Thronbesteigung vor zehn Jahren regelmäßig König Felipe und seine Frau Letizia. Sie empfangen ihre Gäste aus dem erweiterten Familienkreis im Prinzenpavillon, der auf dem Gelände des Zarzuela Palastes nahe Madrid steht. Dort lebt immer noch Ex-Königin Sofía sowie seit 1981 auch deren Schwester Prinzessin Irene von Griechenland. Der ehemalige König Juan Carlos dagegen ist in Abu Dhabi im Exil, seit er wegen Steuerhinterziehung angeklagt wurde. Der Prado-Palast im Herzen der Hauptstadt ist inzwischen nur noch Schauplatz für Staatsempfänge, als royaler Wohnsitz dient er seit 1931 nicht mehr. Seit dem Wechsel auf dem Thron kommen auch die Schwestern des Königs mit ihren Partnern und Kindern, anders als früher, nur noch selten zu Weihnachten in den Zarzuela Palast.

Weihnachten mit Speisen vom Büffet

Das Abendessen an Heiligabend wird für spanische Verhältnisse früh, etwa um 19 Uhr, vorbereitet, damit ein Großteil des Palastpersonals danach zu seinen Familien nach Hause gehen kann, um zu feiern. Nur wenige Service- und Sicherheitskräfte, die Dienst haben, verbleiben in der Villa und erhalten an diesem Abend auch ein besonderes Abendessen. Angenehm pragmatisch und die Ausnahme in Königshäusern: Das Festmahl wird, wie in den Regierungsjahren von Ex-König Juan Carlos und Königin Sofía eingeführt, in Büffetform aufgebaut, damit sich die Familie einfach selbst bedienen kann.

Die Weihnachtsbräuche haben sich in den letzten Jahren, seit Letizia Gastgeberin ist, nicht übermäßig verändert. Zum Festbüffet werden üblicherweise eine Auswahl an gefülltem Truthahn, sautiertem Gemüse, Fisch- und Meeresfrüchtepasteten, Räucherlachs, iberischem Schinken und Foie Gras serviert. Zum Nachtisch locken tropische Früchte, hausgemachtes Kaffee-Sahne-Eis, Schokoladendesserts und klassische Weihnachtssüßigkeiten wie Polvorónes (spanische Weihnachtsplätzchen mit Zimt und gerösteten Mandeln) sowie Nougat aus Grenada.FS Letizia Spanien 16.00

Doppelte Bescherung bei den Bourbonen

Nach dem Abendessen öffnet die Familie ihre Weihnachtsgeschenke. Die Figur des Christkindes ist in Spanien unbekannt, dort erhalten die Kinder üblicherweise ihre Geschenke am 6. Januar von den Heiligen Drei Königen. Da aber Königin Sofía deutsch-griechischer Abstammung ist (eine Ur-Enkelin von Kaiser Wilhelm II.), führte sie für ihre Kinder Felipe, Cristina und Elena eine Bescherung an Heiligabend ein. Die Spanierin Letizia hingegen war es vor ihrer Einheirat ins Königshaus gewohnt, am Dreikönigstag beschenkt zu werden. So etablierte sich der Kompromiss innerhalb der königlichen Familie, dass die Prinzessinnen Leonor und Sofia immer in den Genuss zweier Bescherungen kommen. Den Feiertag am 6. Januar richtet traditionell immer Jesús Ortiz, der Vater der Königin, in seinem Haus in dem Madrider Vorort Pozuelo de Alarcón aus. Letizias Eltern sind geschieden, daher feiert meistens nur ihre Mutter María Rocasolano am Weihnachtsabend mit der königlichen Familie.

Als König Felipe noch Thronfolger war, beging die königliche Familie außerdem jedes Jahr den Empfang der Heiligen Drei Könige auf der Plaza de la Villa in Madrid. Diese Zeremonie findet seit der Pandemie aber nicht mehr statt. Als offizieller Termin für den Monarchen ist an den Weihnachtstagen nur seine Fernsehansprache am 25. Dezember geblieben. Darin wird es dieses Jahr sicher auch um die Flutkatastrophe im Land gehen, die unter anderem Valencia und zahlreiche andere Provinzen schwer getroffen hat. Möglicherweise wird sich das Königspaar in der Weihnachtszeit auf weitere Besuche bei Betroffenen begeben, um Trost und Hilfe zu spenden.