Heute ist Freitag, der 13. Das lässt viele Menschen völlig kalt – oder doch nicht? Wie tief der Aberglaube verwurzelt ist und woher er kommt, haben Wissenschaftler erforscht.
Heute ist wieder Freitag, der 13. Manche Menschen sind an Tagen mit diesem Datum besonders umsichtig. Auch dann, wenn viele von sich behaupten, nicht abergläubisch zu sein – etwas Vorsicht hat ja noch keinem geschadet, oder?
Während der 13. des Monats in gewissen Jahren bis zu dreimal im Kalender auf einen Freitag fällt, droht das vermeintliche Unglücksdatum 2024 nur zwei Mal: im September und um Dezember.
Einem wollen Abergläubige dann aus dem Weg gehen: dem Pech. Nicht dass es ihnen bildlich so ergeht wie der faulen Marie im Brüder-Grimm-Märchen von „Frau Holle“, die nach einer kräftigen Dusche aus einem Kessel voller Pech ziemlich bedröppelt ihr Schicksal beklagen muss. „Pechsträhne“ oder „Pech haben“ sind gängige Wendungen, die die Flüssigkeit in Verbindung zum Übel bringen.
„Pech haben“ – woher kommen diese Redensarten eigentlich?
An einem Freitag, den 13., halten manche die Gefahr für Schlamassel besonders groß. Dabei verbindet sich die vermeintliche Unglückszahl mit dem Unglückstag. Nach christlicher Tradition sollen an einem Freitag etwa Adam und Eva aus dem Paradies ausgestoßen worden sein, und die Römer Jesus Christus ans Kreuz genagelt haben. Die Zahl wiederum verdankt ihren teils schlechten Ruf in gewissem Maße der 12, die selbst für Vollkommenheit steht. Deren Harmonie gilt dann als gestört: Wenn etwa die 13. Fee im Märchen auftritt, ist das Fiasko quasi vorprogrammiert.
Doch wie kam es dazu, dass Pech und Unheil zusammengehören? Zu lesen ist etwa der Verweis auf den Arbeitsbereich der Büttner. Fässer wurden früher mit dem Stoff, der bei der Destillation etwa von Holz, Öl oder Steinkohle entsteht, von innen beschichtet, um Bier zu lagern. Die Annahme: Wer dann später Stückchen der schwarzen Flüssigkeit im Bierglas findet, hat im Wortsinn Pech.
Bekannter aber ist wohl die uralte Methode der Jagd mithilfe des klebrigen Stoffs. Schon im Mittelalter wurden Äste mit Pech bestrichen, damit Vögel darauf kleben bleiben. Ein so gefangenes Tier wurde wortwörtlich zum „Pechvogel“. Irgendwann fand sich der Ausdruck auch in der Sprache wieder – ähnlich wie „auf den Leim gehen“.
Das Deutsche ist voller Floskeln mit der seit der Steinzeit bekannten Flüssigkeit. Redensarten wie „so ein Pech“ oder „vom Pech verfolgt“ seien bildhafte, kurze und immer gleiche Formulierungen, erklärt Sprichwortexperte Rolf-Bernhard Essig im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Freitag, der 13. und weitere uralte Sprachbilder
Der Ursprung von Sprachbildern ist oft nur schwer nachweisbar. Häufig entstanden sie aus Alltagssituationen, die wörtlich über bildhafte Ausdrücke beschrieben wurden, wie Kulturhistoriker Andres Furger in seinem Buch „Der rote Faden. Von der Redensart zum Geschichtsbild“ erklärt. Bei der Deutung von Redewendungen werde viel spekuliert, sagt Essig. Leicht sei es, wenn sie aus der Bibel, Fabeln oder Anekdoten stammten.
So zeigte etwa Mitte des 19. Jahrhunderts der Fall des Studenten Victor von Hase, wie schnell sich eine Formulierung verbreiten kann. Vor Gericht sagte er: „Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen. Ich weiß von nichts.“ Innerhalb von nur zwei Jahren habe sich die Kurzform des Satzes in der Sprache eingebürgert, so Essig.
Im Zusammenhang mit „Pech haben“ bringen einige auch die sogenannten Pechnasen ins Spiel. Durch diese Erker mit schmalen Schlitzen an mittelalterlichen Burgen soll bei einem Angriff heißes Pech auf die Gegner gegossen worden sein.
Doch diese Vorstellung der Verteidigung stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert. Historisch sei sie nur vereinzelt und zudem eher mit Wasser als mit Pech zu belegen, heißt es unter anderem vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz. Pechnasen seien auch dazu da gewesen, um sich etwa mit Fremden durch die enge Öffnung unterhalten zu können, ohne die Deckung verlassen zu müssen.