Wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl hat der republikanische Kandidat Donald Trump mit einem öffentlichkeitswirksamen Wahlkampf-Stunt auf einen verbalen Ausrutscher von US-Präsident Joe Biden reagiert. Nach Äußerungen Bidens, in denen dieser Anhänger Trumps anscheinend als „Müll“ bezeichnet hatte, legte der Ex-Präsident am Mittwoch einen Auftritt in einem Müllwagen hin. Am Donnerstag verlagern Trump und die demokratische Kandidatin Kamala Harris ihre Kundgebungen in Richtung Westen, um dort um die Stimmen von Latino-Wählern zu werben.
Trump, der politische Gegner selbst kürzlich öffentlich als „Müll“ bezeichnet hatte, nutzte den verbalen Fehltritt Bidens für einen Fototermin und stieg an einem Flughafen im US-Bundesstaat Wisconsin in einen Müllwagen, wo er Fragen von Reportern beantwortete. Dabei trug er eine orangefarbene Arbeitsweste mit reflektierenden Streifen, die er später auch bei einer Kundgebung in Green Bay trug.
Doch während sich Republikaner empört über Bidens „Müll“-Anmerkungen äußerten, teilte die Anti-Trump-Gruppe The Lincoln Project ein Video von einer Kundgebung Trumps am 7. September in Mosinee, Wisconsin. Darin greift der republikanische Ex-Präsident die demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris an und sagt dann: „Und es liegt nicht an ihr, sondern an den Leuten, die sie umgeben. Sie sind Abschaum. Sie sind Abschaum, und sie wollen unser Land zerstören. Sie sind absoluter Müll.“ Die Nachrichtenagentur AFP konnte die Echtheit des Videos verifizieren.
Mit seiner Äußerung hatte Biden am Dienstag darauf Bezug genommen, dass ein Comedian bei einer Kundgebung von Trump vom US-Außengebiet Puerto Rico als „Insel aus Müll“ gesprochen hatte. In einem Video-Gespräch mit der Organisation VotoLatino, was sich danach schnell im Netz verbreitete, klingt es, als würde Biden sagen: „Der einzige Müll, den ich da draußen sehe, sind seine Unterstützer.“ Und weiter: „Seine, seine, seine Dämonisierung von Latinos ist skrupellos und sie ist unamerikanisch.“
Der 81-jährige US-Präsident, der angesichts seines hohen Alters seine Kandidatur Ende Juli niedergelegt hatte, erklärte später im Onlinedienst X, er habe sich auf die „hasserfüllte Rhetorik“ bezogen, die Trump-Anhänger mit Bezug auf Puerto Rico verwendeten. „Das ist alles, was ich sagen wollte.“
Harris distanzierte sich am Mittwoch von Bidens Äußerungen. „Um es klar zu sagen: Ich lehne jede Kritik an Menschen ab, die darauf beruht, wen sie wählen“, sagte sie und wies zugleich darauf hin, dass der scheidende Amtsinhaber seine Aussagen klargestellt habe. Bei eine Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania sprach sie sich gegen gegenseitiges „Fingerzeigen“ aus. „Es ist an der Zeit, dass wir uns unterhaken, als ein Volk, das gemeinsam aufsteigt und fällt.“
Am Donnerstag tritt Harris gemeinsam mit der Popsängerin Jennifer Lopez, die puertoricanische Wurzeln hat, in Las Vegas im Swing State Nevada auf. Trump hat in dem ebenfalls umkämpften Bundesstaat Arizona ein Interview mit dem Moderator Tucker Carlson sowie eine Wahlkampfveranstaltung in Nevada geplant. Auch der Bundesstaat New Mexico steht auf seinem Programm – obwohl Harris dort Umfragen zufolge einen komfortablen Vorsprung hat.
Bei ihrem Wahlkampf im Westen wollen beide Kandidaten Latino-Wähler für sich gewinnen und sich beim Thema Migration profilieren. Traditionell wählen diese eher für die Demokraten, zuletzt gab es aber einen Trend hin zu den Republikanern. Am Wochenende werden Harris und Trump im Swing State North Carolina sein. Bis zur Wahl am Dienstag plant Harris zudem Besuche in Georgia, Wisconsin, Michigan und Pennsylvania.
Es wird erwartet, dass Trump im Falle einer Niederlage das Wahlergebnis nicht anerkennt. Der Republikaner nutzt bereits die üblichen Überprüfungsprozesse der Wahlbehörden, um seine Behauptungen über weitverbreiteten „Betrug“ zu untermauern. Mehr als 57 Millionen US-Bürger haben bereits frühzeitig oder per Briefwahl abgestimmt – das ist mehr als ein Drittel der gesamten Stimmabgaben im Jahr 2020.